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Volksfest:Bamberger Sandkerwa fällt definitiv aus

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Im August wird kein Fest stattfinden, aber die Stadt will sich stärker beteiligen und präsentiert Ideen für 2018

Von sz-Autoren, Bamberg

Ein Traditionsfest endet nach 66 Jahren mit einer schlichten Mail - zumindest vorläufig. In der Mail schrieb der Bürgerverein 4. Distrikt an den Bamberger Oberbürgermeister, dass er sich in diesem Jahr nicht in der Lage sehe, die Sandkerwa auszurichten. Trotz aller Rettungsversuche rund ums beliebte Kirchweihfest, das sich zu einem der größten Volksfeste in Bayern entwickelt hat. Und letztendlich deswegen auch in diesem Jahr erst einmal nicht mehr stattfinden wird.

Bereits Anfang Mai hatte der Veranstalter mitgeteilt, dass man sich nicht mehr in der Lage sehe, das Fest auszurichten. Als Grund nannte er die aktuelle Sicherheitslage und finanzielle Risiken, die man als ehrenamtlicher Verein nicht mehr tragen wolle. Das Ausmaß der Veranstaltung hat ihn offenbar überfordert. Immer größer ist die Bamberger Sandkerwa in den vergangenen Jahren geworden, die Gäste wurden immer mehr und aus dem einst gemütlichen Volksfest ein für viele Bamberger nur noch schwer erträgliches Gedränge. Dass bei der Veranstaltung eigentlich die Kirchweih der schönen alten Kirche St. Elisabeth gefeiert wird, ist über die Jahre ohnehin fast völlig in Vergessenheit geraten.

Zur Sandkirchweih, oberfränkisch Kerwa, kamen zuletzt 300 000 Besucher pro Jahr. Mit der Besonderheit, dass das Fest nicht auf einem abgeschirmten Platz stattfindet, sondern in den Gassen im Sand, einem Viertel der Altstadt. Genau das machte die Veranstaltung viele Jahre lang besonders heimelig. Über die Gassen waren bunte Wimpel gespannt, in Hinterhöfen, die sonst kaum zugänglich sind, wurden Weinstuben und Tanzflächen eingerichtet.

Endgültig dürfte das Fest aber nicht der Vergangenheit angehören. Und das ist die gute Nachricht der Woche für alle Kerwa-Fans: Der Bamberger Stadtrat hat am Mittwoch mehrere Vorschläge beschlossen, die für das Jahr 2017 zwar zu kurzfristig kommen. Die es dem Bürgerverein aber ermöglichen sollen, die abgebrochene Tradition 2018 wieder aufleben zu lassen. So will sich die Stadt künftig an der Veranstaltungs GmbH beteiligen. Sie will sich deutliche stärker am Sicherheitskonzept beteiligen und eine Ausfallbürgschaft übernehmen. Das entspricht weithin den Forderungen, die der Bürgerverein erhoben hatte. Und so könnte dem Abschied von 2017 bereits ein Willkommen 2018 folgen - und die Kerwa also nur in eine Pause gehen. Eine Denkpause sozusagen. In die hatte sich zuletzt auch der Fraktionschef der Stadtrats-CSU, Helmut Müller, verabschiedet. Er hatte die Kerwa als Saufveranstaltung für "niedere Schichten" verunglimpft.

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Quelle:
SZ vom 26.05.2017
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