Süddeutsche Zeitung

Unter Bayern:Our local Donald

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Horst Seehoer treibt es wüst zurzeit. Er scheint wohl Größeres vorzuhaben. Schon manchem Hiesigen ist Bayern ja zu eng geworden

Von Franz Kotteder

Wir leben in bewegten Zeiten. Viele sind unterwegs; manche auf der Flucht vor Krieg und Folter, manche einfach nur auf der Suche nach neuen Herausforderungen.

Man weiß nicht genau, was Horst Seehofer derzeit bewegt. Kann er es nicht erwarten, bis ihn der Söder aus dem Amt vertreibt? Oder will er gar weg aus diesem Land, in dem nicht er, sondern das Unrecht herrscht? Er treibt es wüst, gerade. Alle paar Tage haut er einen neuen Satz von einer Art hinaus, dass manche ihn bereits "our local Donald" nennen und damit keineswegs eine liebenswerte Comicfigur aus Entenhausen meinen. "Wenn du denkst, es geht nicht blöder", dichtete Hans Well von der Biermösl Blosn einmal, "dann kommt irgendwas vom Söder." Ach, vorbei! Jetzt zeigt der Chef, dass er's selber kann. Und Söder ist auffallend ruhig geworden. "Ich wart' jetzt", wird er sich denken, "bis der Alte sich selber demontiert hat, und dann lass' ich mich nicht lange bitten!"

In Wirklichkeit ist sicher alles ganz anders. Man sollte Seehofer nicht unterschätzen, der hat noch Großes vor. Schon manchem Hiesigen ist Bayern ja zu eng geworden. Und wenn man Äußerungen und Taten Seehofers in jüngster Zeit eingehend analysiert, dann ist sonnenklar, dass einer wie er keine Zukunft sieht in einem Land, das von einer gefühligen Pastorentochter regiert wird, die sich von ihm zwar widerwillig schulmeistern lässt, aber dann doch wieder macht, was sie mag. Wie gut hat es da Amerika! Wo Präsidentschaftskandidaten noch Klartext reden dürfen und es schadet ihnen nicht, im Gegenteil. So wie viele bayerische Auswanderer vor hundert und vor hundertfünfzig Jahren sieht vielleicht auch "our local Donald" eine leuchtende Zukunft in den USA. Als Außenminister in einem Kabinett Trump? Geübt hat er ja schon mal, neulich beim Putin. Na gut, das war's noch nicht so ganz, aber der Arnold Schwarzenegger war vermutlich auch nicht vom ersten Tag an ein super Gouverneur. Jedenfalls müsste die Merkel dann auf ihn hören. Und der Söder wäre - endlich! - weit, weit weg und ausgelastet mit der Begrüßung von Trachtler-Delegationen und dem Streicheln vom Kinderköpfen vor dem Durchschneiden von Bändern an neugebauten Autobahnteilstrecken. Amerika, der Horst ist da!

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Quelle:
SZ vom 13.02.2016
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