Süddeutsche Zeitung

Tarifstreit:Hunderte Kitas geschlossen

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3000 Beschäftigte nehmen bayernweit an Warnstreiks teil

Hunderte kommunale Kitas in Bayern sind am Mittwoch geschlossen geblieben. Mehr als 3000 Beschäftigte folgten einem Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaft Verdi und legten ihre Arbeit nieder. Die meisten von ihnen waren Erzieherinnen. Ein Verdi-Sprecher nannte die Beteiligung "erfreulich". Verdi und die Bildungsgewerkschaft GEW fordern eine bessere Eingruppierung - und damit Bezahlung - von bundesweit 240 000 Kinderpflegern, Erziehern und Sozialarbeitern in kommunalen Einrichtungen. Deshalb hatten sie zur zweiten Warnstreikrunde in kommunalen Kindertagesstätten aufgerufen. Auch in anderen Bundesländern wurde gestreikt.

Die Schwerpunkte im Freistaat lagen in München, Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) zeigte Verständnis für die Streikenden. Er traf sich mit einer Delegation von Erzieherinnen und Erziehern, die vor das Alte Rathaus gezogen waren. Wolbergs sagte, er könne die Forderungen gut nachvollziehen: "Die Erziehung unserer Kinder ist ein hohes Gut." Wer in eine hochwertige Betreuung investiere, könne später Kosten sparen. Umso wichtiger sei qualifiziertes Personal für die Erziehung von Kleinkindern.

Trotz aller Sympathie konnte Wolbergs den Streikenden allerdings keine Zugeständnisse machen. Da es sich um eine Tarifauseinandersetzung zwischen der Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband handele, sei der Spielraum einzelner Städte eingeschränkt: "Bei allem Verständnis: Wir können hier keinen Alleingang machen." Regensburg sei nur eine Kommune unter vielen. "Wir müssen uns auch solidarisch zeigen mit Städten, denen es nicht so gut geht wie uns", sagte Wolbergs.

Es handele sich um einen Streit mit unterschiedlichen berechtigten Interessen.

Eine Lösung zu finden, sei ein schwieriger Spagat. Verdi fordert eine Aufwertung des Berufsstandes: Die fachlichen Anforderungen seien seit Jahren gestiegen, doch könne es sich eine Erzieherin kaum noch leisten, in einer Stadt wie München zu leben. Zwei Beispiele: Eine Kinderpflegerin mit staatlicher Anerkennung ist nach Verdi-Angaben in die Gruppe S 3 eingeordnet und bekommt 2433 Euro brutto. Verdi fordert, dass diese Tätigkeit in S 5 eingruppiert wird. Dann gäbe es 2756 Euro brutto. Erzieher als Gruppenleiter (S 6) erhalten derzeit 2768 Euro. In der Gruppe S 10 bekämen sie 2991 Euro brutto. Nach Angaben der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (KAV) bedeuten die Forderungen von Verdi für die häufigste Gehaltsgruppe ein Plus von 21 Prozent. Die nächste Tarifrunde steht am Donnerstag in Düsseldorf an.

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SZ vom 09.04.2015 / dpa, wiw
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