Süddeutsche Zeitung

Umstrittene Kunst:Die Sichtung muss weiterziehen

2019 ließ der Unternehmer Christian Zott in Unterammergau ein mobiles Kunstwerk aufbauen, das den Ort fast gespalten hätte. Nach langem Hin und Her muss die riesige Stahlskulptur das Dorf nun endgültig verlassen.

Von Matthias Köpf, Unterammergau

Dass die "Sichtung" immer wieder abgebaut wird, gehört bei dem mehr als 32 Meter hohen Kunstwerk aus 13 aufgestapelten und als Turm begehbaren Stahlkuben eigentlich zum Konzept. Sonst hätte die "Sichtung I" von Hildegard Rasthofer und Christian Neumaier 2019 nicht von Reithofen im Landkreis Erding ins Münchner Kreativquartier weiterziehen können und von dort - in der Reihenfolge ihrer Errichtungen nummeriert als "Sichtung III" - in den Skulpturengarten des Unternehmers Christian Zott, der seine alte Heimat Unterammergau schon mit einem nagelneuen Ensemble aus Hotel, Restaurant und Kunsthalle ausgestattet hatte. Jetzt aber muss die Sichtung dort endgültig weichen, um den Bauvorschriften zu genügen und den Dorffrieden zu wahren. Zott hat das Werk verkauft, an diesem Donnerstag wird es abgebaut.

Ob da jetzt die Sichtung III demontiert wird oder Nummer fünf, wird jedenfalls in Unterammergau keine Rolle mehr spielen. Denn das Werk hatte im Dorf sofort Anstoß erregt und war als Industrieschlot geschmäht worden, als metallener Phallus oder schlicht als "rostiges Trumm". Es fand auch Verteidiger im Ort, doch genehmigt war es immer bloß als "fliegender Bau" auf kurze Zeit - und auf mehr wollte sich der Gemeinderat schon 2020 nicht einlassen. Also zog die Sichtung in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in der Oberpfalz weiter, ehe Zott sie 2020 abermals in Unterammergau aufbauen ließ und wieder keine Genehmigung auf Dauer bekam. Die 70 Tonnen schwere Sichtung kann binnen eines Tages demontiert werden - in Unterammergau nun wohl für immer.

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