Süddeutsche Zeitung

Straßenschilder:Wer Fronberg mit "h" schreibt ...

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... schreibt auch Rauberweiherhaus falsch. In der Oberpfalz ist zum zweiten Mal ein fehlerhaftes Straßenschild aufgetaucht. Wie kann das passieren?

Glosse von Andreas Glas, Schwandorf

Wer nämlich mit "h" schreibt, ist bekanntermaßen dämlich. Beim Ortsnamen Fronberg verhält sich das ganz änlich, äh, ähnlich. Fronberg ist ein Ortsteil im oberpfälzischen Schwandorf, das nebenbei bemerkt kein Dorf ist, sondern eine Stadt. Das ist aber auch alles verwirrend. Wer jedenfalls nach Schwandorf-Fronberg will, der nimmt am besten die Bundesstraße 85 und dort die Ausfahrt in Richtung Schwarzenfeld. Man kann sich eigentlich kaum verfaren, äh, verfahren. Auf dem Straßenschild an der Abfahrt steht der Schwandorfer Ortsteil ja dick und fett angeschrieben. Nur eben falsch. Denn auf dem großen, gelben Schild steht nicht Fronberg, sondern, genau: Frohnberg.

Völlig zu Recht fragte Der Neue Tag also Ende August seine Leserinnen und Leser: "Wo, bitte, liegt Frohnberg?" Es war eine rhetorische Frage, klar. Das war schon daran zu merken, dass die Zeitung direkt die Kalauermaschine anschmiss und schrieb: "Die Kirwa-Hochburg vor den Toren der Großen Kreisstadt jedenfalls braucht kein Dehnungs-h, um jedes Jahr im Oktober ausgedehnt zu feiern." Höhö. Etwas beschämt kündigte die Autobahndirektion daraufhin an, die Aufschrift auf dem kurz zuvor neu angebrachten Straßenschild zu korrigieren - und das falsche Frohnberg mit einer Blechtafel zu überdecken, auf der Fronberg richtig geschrieben steht.

Doch jetzt, gut zwei Monate später, scheint sich die Sache mit dem Dehnungs-h zum running gag auszudehnen. Höhö. Diesmal ist es die Mittelbayerische Zeitung, die zuerst darüber berichtet. Nahe Fronberg sei wieder "ein Fehler aufgetaucht", schreibt die MZ, die das Dehnungs-h in "Fehler" absolut vorbildlich einsetzt. Nach Fronberg ist jetzt der Wackersdorfer Ortsteil Rauberweiherhaus betroffen, keine zehn Kilometer weiter östlich. Auf dem großen, gelben Schild an der Kreisstraße SAD 18 steht nicht etwa Rauberweiherhaus, sondern, genau: Rauberweierhaus.

Herrschaftszeiten, wie kann das denn schon wieder passieren? Hat der Autobahndirektion in Rauberweiherhaus vielleicht jenes "h" im Werkzeugkasten gefehlt, das sie zuvor in Fronberg zu viel aufs Schild foliert hatte? Die Antwort lautet: nein. Denn für den Schreibfehler ist diesmal nicht die Autobahndirektion verantwortlich, sondern das Landratsamt in Schwandorf, das übrigens kein Dehnungs-h braucht, obwohl Schwandorf mit einem ausgedehnten "a" gesprochen wird. Wie gesagt, sehr verwirrend das alles. Oder?

Nachfrage bei Franz Pfeffer, dem stellvertretenden Sprecher im Schwandorfer Landratsamt. Erste Frage, sehr gemein: Warum braucht Rauberweiherhaus eigentlich ein Dehnungs-h? Sprecher Pfeffer: "Weil man, glaube ich, immer noch jeden Weiher mit 'h' schreibt." Clevere Antwort. Denn im Normalfall steht nach "ei" tatsächlich kein Dehnungs-h. Beispiele: frei, schreien, Geier. Der Weiher ist also ein Ausnahmefall, genauso wie Reihe und Verzeihen. In der Oberpfalz, "im Land der Teiche sollte man das schon wissen", sagt Pfeffer. Und er sagt, dass das Landratsamt den Fehler auf dem Straßenschild bereits korrigiert habe.

Trotzdem, zweite Frage: Wie konnte der Fehler denn nun passieren, wenn der Oberpfälzer doch angeblich wissen muss, dass man den Weiher mit "h" schreibt? Na ja, sagt Pfeffer, "solche Fehler passieren einfach." Ist diese Antwort nicht ein bisschen zu lapidar? Ach, sagt Pfeffer, er habe gehört, "dass auch die Süddeutsche Zeitung schon mal einen Fehler gemacht hat." Die SZ weist diese Anschuldigung mit Vehemenz zurück. Sie stimmt nähmlich nicht.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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