Süddeutsche Zeitung

Rosenheim:Proteste gegen Naidoos Auftritt nehmen zu

Lesezeit: 1 min

In Rosenheim haben sich mehrere Politiker und Gruppierungen der Forderung angeschlossen, den geplanten Auftritt des Soulpop-Sängers Xavier Naidoo als Mitglied der Band Söhne Mannheims beim Rosenheimer Sommerfestival abzusagen. Dem Bündnis "Kein Hass auf Rosenheims Bühnen" gehören nach eigenen Angaben inzwischen die örtlichen Bundestagskandidaten von SPD, Grünen und der Linken an, dazu kommen verschiedene linke und feministische Gruppen, der Rosenheimer Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie die Grüne Jugend Rosenheim. Diese hatte die Debatte in der vergangenen Woche losgetreten und bezeichnet Naidoo als "Hasssänger" und Sympathisanten der "Reichsbürger"-Bewegung.

In einem offenen Brief vom Montag stellt nun auch das "Kein-Hass"-Bündnis den Sänger in dieser Weise dar und begründet dies vor allem mit einer Rede Naidoos vor einer "Reichsbürger"-Versammlung im Jahr 2014 sowie mit einigen Passagen aus Liedern und Äußerungen des Sängers, die nicht frei von "Reichsbürger"-typischen Verschwörungstheorien sowie von homophoben und antisemitischen Anklängen sind. Diese Vorwürfe gegen Naidoo stehen seit Jahren im Raum und haben den Sänger auch schon einen Auftritt als Vertreter Deutschlands beim Eurovision Song Contest gekostet. Nach entsprechenden Protesten hatte der NDR als federführende ARD-Anstalt Naidoos Berufung 2015 rückgängig gemacht. Der Sänger selbst hat alle Vorwürfe stets zurückgewiesen und dabei seinerseits mit anderen Auftritten, Äußerungen und Liedtexten argumentiert.

In Rosenheim soll Naidoo als Teil der Söhne Mannheims auftreten, die Festivalpässe waren schon am ersten Tag ausverkauft. Mit den Söhnen Mannheims ohne Naidoo hätte das Bündnis erklärtermaßen kein Problem. Der Stadtrat hatte die Künstlerliste für das Sommerfestival im Oktober als Paket beschlossen - damals gegen die SPD, aber mit den Stimmen der Grünen, die dabei jedoch ihre Bedenken wegen Naidoo zu Protokoll gegeben haben. An diesem Mittwoch wird sich der Rat zwar nicht noch einmal mit der Künstlerliste, aber doch mit dem Thema Naidoo befassen: Die SPD hat beantragt, der Stadtrat möge sich von einer Presseerklärung der Stadt distanzieren. Darin weist diese die Forderung nach Naidoos Ausladung zurück, betont die Kunst- und Meinungsfreiheit und spricht von "Gesinnungsschnüffelei".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3356481
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 31.01.2017 / kpf
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.