Süddeutsche Zeitung

Riekofen:So ist die Kirche unglaubwürdig

Bischof Gerhard Ludwig Müller macht sich mit seiner Politik des Leugnens und Verschweigens nicht nur als Geistlicher unglaubwürdig, er schadet damit der gesamten Kirche.

Rudolf Neumaier

Peter K. hat mit den Ministranten von Riekofen Ausflüge unternommen. Er hat mit ihnen Wasserpfeife geraucht und Wein getrunken. Er hat die Kinder auf die Erstkommunion vorbereitet und auf die Firmung. Und das nicht einmal ein Jahr nach seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs an zwei Buben - also mitten in der Bewährungszeit, in der er Kindern fernzubleiben hatte.

Die komplette seelsorgerische Arbeit hat er übernommen in Riekofen. Und die Verantwortlichen im Bistums Regensburg wollen davon nichts mitbekommen haben. "Nur liturgische Aushilfstätigkeiten" seien bekannt gewesen. Peter K.s Personalakte, die im Ordinariat angelegt war, belegt das Gegenteil: Wie die ermittelnde Kommissarin im Prozess ausführte, war das Ordinariat von Anfang an durchaus informiert über die Verrichtungen des vorbestraften Pädophilen.

Dass die maßgebenden Kleriker im Ordinariat unter dem damaligen Bischof Manfred Müller sorglos bis zur Arroganz agierten, ist der eine Vorwurf, den sie sich machen lassen müssen. Der andere lautet, dass bei der Aufarbeitung der Pädophilie-Fälle im Bistum Regensburg mit der Wahrheit sehr sparsam und selektiv umgegangen wird.

Bischof Gerhard Ludwig Müller macht sich mit dieser Politik des Leugnens und Verschweigens nicht nur als Geistlicher unglaubwürdig, er schadet damit der gesamten Kirche. Denn Kirche braucht Transparenz, und die Lehre, die sie verkündet, steht für Aufrichtigkeit.

Doch seine Verlautbarungen drechselt das Ordinariat so hin, dass der Bischof als Opfer unglücklicher Umstände und übelmeinender Kirchenfeinde da steht. Warum kann er sich nicht endlich hinstellen und sagen: Leute, wir haben da schlimme Fehler gemacht, bitte verzeiht uns. Dieser Oberpriester ist in himmelschreiender Weise der Wirklichkeit entrückt.

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SZ vom 14.03.2008/bica
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