Süddeutsche Zeitung

Regensburg:Strafanzeige gegen Flüchtlinge gestellt

Das Bistum Regensburg will die 25 Flüchtlinge, die bislang unter der Obhut der Kirche standen, zu Auszug aus dem Pfarrheim St. Emmeram zwingen. Alle Gespräche seien gescheitert, sagte ein Bistumssprecher am Freitag, deswegen sei eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt worden. Außerdem würden die Flüchtlinge von Samstag an nicht mehr mit Nahrungsmitteln versorgt. Ein Notarzt stehe aber bereit. Die Menschen könnte das Pfarrheim jederzeit verlassen, zurück kommt allerdings niemand mehr. Ein Sicherheitsdienst soll das verhindern. Am Freitagnachmittag seien acht Menschen freiwillig ausgezogen, mit den verbliebenen 17 werde weiter verhandelt, sagte ein Polizeisprecher. Darunter sind auch noch Kinder. Eine Räumung sei bislang nicht angedacht. Die Flüchtlinge hätten "unerfüllbare Bedingungen" gestellt, sagte der Bistumssprecher, sie forderten etwa ein Bleiberecht, wofür die Diözese nicht zuständig sei. Generalvikar Michael Fuchs kritisierte, dass die Gruppe ihre Kinder instrumentalisiere. Sie seien benutzt worden "als Transparent-Halter, als Foto-Objekte an der Protestfront, ja in konkreten Drohungen sogar als mögliche Waisenkinder durch Selbstmord der Erwachsenen und als mögliche Tötungsopfer", sagte Fuchs. Schon der Kinder wegen müsse das verantwortungslose Agieren der Eltern schnell ein Ende haben.

Die anfangs 45 Personen aus verschiedenen Balkanländern hatten Anfang Juli den Regensburger Dom besetzt, um für ein Bleiberecht und gegen die Einstufung ihrer Heimatländer als sichere Herkunftsländer zu protestieren. Nach einer Woche waren sie in das Pfarrheim umgezogen, das Bistum hatte die Menschen mit Lebensmitteln versorgt und medizinische Hilfe organisiert.

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SZ vom 06.08.2016 / kaa
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