Süddeutsche Zeitung

Pauli und die Freien Wähler:Das Traumduo

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Vielleicht schaffen es die Freien Wähler mit Gabriele Pauli in den Landtag. Doch mit der Nominierung der ehemaligen CSU-Rebellin hat die Partei demonstriert, dass sie nicht ernst zu nehmen ist.

Sebastian Beck

Mit der Nominierung von Gabriele Pauli haben die Freien Wähler demonstriert, dass sie keine ernstzunehmende Partei sind, sondern allenfalls ein Wahlverein, der von seiner Gegnerschaft zur CSU lebt. Das reicht vielleicht gerade mal so, um im September in den Landtag zu kommen. Es wird aber nicht reichen, um dort eine bürgerliche und vor allem berechenbare Politik zu betreiben.

Bereits jetzt darf die Prognose gewagt werden, dass die Freien im Landtag in ein paar Grüppchen zerfallen werden - falls sie die Fünf-Prozent-Hürde überhaupt überqueren. Die Kandidatin Pauli wird auf viele potentielle Wähler eher abschreckend wirken, auch wenn sie sich selbst immer noch für so wichtig hält, dass sie unbedingt gegen Günther Beckstein antreten muss.

FW-Landeschef Hubert Aiwanger steht nun blamiert da, denn er konnte die neuerliche Pauli-Show nicht verhindern. Zwar hatte er sich schon im vergangenen Jahr gegen sie als Kandidatin aus gesprochen. Sein Einfluss reicht aber nicht allzu weit über seine niederbayerische Heimat Rahstorf hinaus.

Aiwanger ist ein bissiger Redner, der von Verachtung für die CSU beseelt ist. Aber er sitzt gerade mal seit Mai im Kreistag von Landshut. Seine Gremien-Erfahrung beschränkt sich im Wesentlichen auf den Vorsitz der Kreisgruppe Rottenburg im Bayerischen Jagdschutz-Verband. Da stellt sich schon die Frage, für wen Aiwanger eigentlich spricht, außer für sich selbst.

Und diese Freien Wähler wollen im Herbst die CSU stürzen und am liebsten selber mitregieren. Das kann nicht funktionieren. Die Stärke der Freien Wähler sind die Kommunen mit ihrer Persönlichkeitswahl. Das Konzept lässt sich nicht einfach auf die Landesebene übertragen: Entweder wird aus den Freien Wählern eine Partei, dann sind sie aber keine Freien Wähler mehr.

Oder sie bleiben ein Wahlverein - dann werden sie spätestens im Landtag zwischen den etablierten Parteien zerrieben. Sofern sie sich nicht schon vorher selbst zerlegen. Die Kandidatur Paulis könnte der Anfang davon sein.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2008/bica
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