Süddeutsche Zeitung

Passau:Wie eine Polizeianwärterin ein Kleinkind gerettet hat

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Die 20-jährige Polizeianwärterin, die in Passau ein Flüchtlingskind vor dem Ersticken gerettet hat, befolgte einfach einen Rat ihrer Mutter.

Am besten fängt man mit ihrer Mutter an. Hätte ihre Mutter einen anderen Beruf gelernt, die Geschichte hätte womöglich ein böses Ende genommen. "Meine Mutter ist Kindergärtnerin", sagt Anthea-Alicia Stühmer, "sie hat mir früher immer wieder gesagt, dass ich in solchen Situationen bei Kleinkindern so handeln soll, wenn es mal einen Notfall gibt."

Neulich ist der Notfall dann tatsächlich eingetreten. In Passau, wo die 20-jährige Polizeianwärterin für acht Tage stationiert war. Dort hat Stühmer in einer Notunterkunft geholfen, die vielen ankommenden Flüchtlinge zu registrieren.

Wie Stühmer geholfen hat

Sie hatte gerade Nachtschicht, als ein Flüchtling aus einem Bus stieg und ihr seine vierjährige Tochter unvermittelt in die Hand drückte. "Ich habe erst gedacht, das Kind schläft", sagt Stühmer. Bis der Vater ihr mit Gesten erklärte, dass etwas nicht stimmt mit dem Kind, dass es nicht mehr atmet, keinen Puls mehr hat.

Während ihre Kollegen den Notarzt riefen, setzte die junge Polizistin das Mädchen auf ihre Knie, klopfte mit der flachen Hand auf seinen Rücken, einmal, zweimal - bis es wieder nach Luft schnappte. Offenbar hatte die Vierjährige etwas verschluckt. Sie habe intuitiv so gehandelt, sagt Stühmer, eben weil ihre Mutter Kindergärtnerin sei "und da verschlucken Kinder ja öfter mal etwas".

Weil die Bundespolizei ihre Rettungsaktion in dieser Woche publik machte, "ist danach einiges auf mich eingeprasselt", sagt Stühmer. Die 20-Jährige meint damit die Medienanfragen und die vielen Glückwünsche ihrer Kollegen. Inzwischen ist sie wieder zurück in Ratzeburg bei Lübeck, wo sie an der Polizeiakademie lernt. Passau war nur eine kurze Etappe ihrer Ausbildung - aber eine, die Anthea-Alicia Stühmer lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Quelle:
SZ vom 17.10.2015 / gla
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