Süddeutsche Zeitung

Oberfranken:Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Mutter von acht toten Babys

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Nachdem im November 2015 acht Babyleichen in einem Wohnhaus in Wallenfels gefunden worden waren, stand die Stadt in Oberfranken unter Schock. Die Familie galt als gut integriert. Das Haus, in dem die Familie gelebt hatte, galt als ordentlich und aufgeräumt.

Doch bereits kurz nachdem die Babyleichen in einem Zimmer gefunden worden waren, räumte die Mutter die Tötung der Kinder teilweise ein. Sie kam wegen des Verdachts des siebenfachen Mordes in Untersuchungshaft.

Jetzt, knapp ein halbes Jahr nach dem grausigen Fund, hat die Staatsanwaltschaft Coburg Anklage erhoben, jedoch nicht nur gegen die 45-jährige Mutter, sondern auch gegen ihren Ehemann und Vater der acht toten Babys. Während die Mutter bereits kurz nach ihrer Festnahme in einer Pension in Untersuchungshaft kam, blieb der Vater auf freien Fuß. Die Beamten räumten damals lediglich ein, dass gegen ihn ein "gewisser Tatverdacht" bestehe. Ob jedoch auch gegen ihn Anklage erhoben werden soll, war damals noch unklar.

Tatvorwurf lautet Mord in vier Fällen

Nun lautet der Tatvorwurf gegen die Mutter auf Mord in vier Fällen, gegen den Vater auf Beihilfe zum Mord. Er soll sich wenige Wochen vor dem Fund der Leichen von seiner Frau getrennt haben.

Der Mutter soll im Zeitraum zwischen 2003 und 2013 acht Kinder in der "ehelichen Wohnung zur Welt gebracht und vier Kinder vorsätzlich getötet haben", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Dem Vater der Kinder wird zur Last gelegt, "ihr hierbei Hilfe geleistet zu haben, ohne an den Tathandlungen selbst beteiligt gewesen zu sein".

Die sterblichen Überreste der Babys fanden die Ermittler in einem einzigen Zimmer. Sie waren in Plastiktüten und Tüchern verpackt und in einer Kunststoffkiste verstaut. Eine Anwohnerin hatte die Polizei verständigt, nachdem sie in der Wohnung im Zentrum der Kleinstadt den Leichnam eines Säuglings gefunden hatte.

Mutter ist in U-Haft, der Vater auf freien Fuß

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeschuldigten aus niedrigen Beweggründen gehandelt haben, "um ihr Leben uneingeschränkt von weiteren Kindern fortführen zu können".

Die Mutter befindet sich noch in Untersuchungshaft, gegen den Kindsvater besteht kein Haftbefehl. Obduktionen hatten ergeben, dass vier der acht Kinder nach der Geburt gelebt und lebensfähig gewesen sind.

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