Süddeutsche Zeitung

Oberfranken:Sparkasse Bayreuth verschickt Bargeld per Post

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Von Claudia Henzler, Hummeltal

Ein bisschen mehr Dankbarkeit hat sich die Sparkasse Bayreuth wohl schon erhofft, als sie ihren neuen Service vorstellte: Ihre Kunden können sich künftig Bargeld auch per Post zuschicken lassen: mindestens 50 Euro, maximal 250, das Risiko trägt die Bank. Wer das Geld bis elf Uhr bestellt, hat am nächsten Tag einen Umschlag im Briefkasten liegen. Mit dem Angebot wendet sich die Sparkasse vor allem an ältere Einwohner auf dem Land, die bei Bedarf nicht einfach in die nächste Gemeinde fahren können.

Der Briefservice soll die Folgen von Einsparungen abschwächen. Denn im November hat die Sparkassenzentrale mehrere Filialen geschlossen und neun Geldautomaten abgebaut. Einer davon stand in der Gemeinde Hummeltal im Landkreis Bayreuth. Die hat 2400 Einwohner und einen Bürgermeister, der den Postservice für eine "irrsinnige Idee" hält. "Wir wollen einen Geldautomaten, der 24 Stunden verfügbar ist", sagt Patrick Meyer (CSU), "alles andere sind Hilfskrücken."

Es gebe zwar die Möglichkeit, während der Öffnungszeiten beim Bäcker Scheine zu holen. Aber "ich will ja dann Geld, wenn ich Bedarf habe", sagt Meyer. Die Raiffeisenbank habe ihren Automaten schon ein halbes Jahr vorher entfernt. Dass es in Hummelstein keine Konkurrenz mehr gab, könnte bei der Entscheidung der Sparkasse eine Rolle gespielt haben, mutmaßt der Bürgermeister. In der vier Kilometer entfernten Nachbargemeinde Mistelbach ("nur halb so viele Einwohner") betrieben jedenfalls noch beide Geldinstitute ein Gerät.

Der Geldautomat in Hummeltal sei nur selten genutzt worden, erklärt die Sparkasse ihre Entscheidung. Man habe das Angebot dem geänderten Kundenverhalten anpassen müssen. Schließlich bezahlten immer mehr Kunden bargeldlos mit der Karte oder online. Und Geldautomaten hätten durch Supermärkte wie Rewe oder Aldi Konkurrenz bekommen, bei denen Kunden direkt an der Kasse Bargeld abheben können. Außerdem werde die Zahl der Kunden auf dem Land insgesamt weniger. "Auch die demografische Entwicklung, insbesondere im ländlichen Raum, trägt dazu bei, dass die Geschäftsstellen vor Ort weniger genutzt werden", sagt Sparkassen-Pressesprecherin Kunigunda Haas.

Die Folgen dieses Wandels tragen vor allem alte und wenig mobile Menschen. Für die könne die Geldpost aber keine Dauerlösung sein, glaubt der Seniorenbeauftragte von Hummeltal. Er befürchtet zum Beispiel, dass es für Senioren eine Belastung wäre, wenn ihr Geld auf dem Postweg verloren geht. Denn das wird nicht per Einschreiben verschickt, sondern als normale Briefsendung.

Die Sparkasse Bayreuth beruhigt: "Solle im Einzelfall eine Geldsendung nicht ankommen, werden wir die Bestellung und den Versand auf Ordnungsmäßigkeit prüfen und das Geld erstatten." Im übrigen verschicke die Sparkasse ja auch Kredit- und EC-Karten als Standardbrief. "Bisher gab es dabei keine nennenswerten Probleme", sagt Haas.

Das Risiko scheint in der Tat überschaubar. Bei der Sparkasse Nürnberg, die einen ähnlichen Service vor einem Jahr eingeführt hat, gehen wöchentlich ein bis zwei Bestellungen ein.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2017
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