Süddeutsche Zeitung

Niederbayern:Niederalteich: 53 Millionen Euro für besseren Hochwasserschutz

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Von Christian Sebald, Niederalteich

Beim Juni-Hochwasser vor gut vier Jahren ist das niederbayerische Klosterdorf Niederalteich nur denkbar knapp an einem Dammbruch vorbeigeschrammt. Am Montag setzte nun Umweltministerin Ulrike Scharf in der Donau-Gemeinde südöstlich von Deggendorf den Spatenstich für den neuen Hochwasserschutz. Bis 2021 investieren Freistaat und Bund 53 Millionen Euro in die Sanierung alter Deiche, den Bau neuer Deiche und neue Schöpfwerke in Niederalteich.

Sie sollen den Ort und seine Benediktiner-Abtei vor Flutkatastrophen wie 2013 bewahren. "Hochwasserschutz ist Menschenschutz", sagte Scharf. "Wir alle haben noch die riesigen Überflutungen von 2013 im Kopf. Der Hochwasserschutz für Niederalteich ist ein Glied in einer langen Kette von Maßnahmen." In den vergangenen Jahren flossen 440 Millionen Euro in den Hochwasserschutz an der niederbayerischen Donau.

Es waren hochdramatische Tage im Juni 2013 in Niederalteich. Nach tagelangen Regenfällen waren die Donau, die Isar und andere Flüsse in Bayern nicht mehr zu bändigen. Am dramatischsten war die Lage in dem Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf. Dort durchbrach die Isar einen Damm und überflutete den ganzen Ort. Die Bilanz: 180 Häuser mussten abgerissen werden, der Schaden betrug 500 Millionen Euro.

In Niederalteich, das nur wenige Flusskilometer von Fischerdorf entfernt liegt, drohte tagelang ebenfalls ein Deichbruch. Der Hochwasserschutz dort ist bis zu 90 Jahre alt und marode. Die tosenden braunen Wassermassen der Donau schwappten bis an die Krone des Deiches vor dem Ort. Wäre er gebrochen, hätten sie das Dorf hinweggefegt. Wie durch ein Wunder hielt der Deich. Gleichwohl standen große Teile von Niederalteich unter Wasser. Es war die Hengersberger Ohe, die von hinten her das Dorf überschwemmte.

So ein Szenario soll sich nie mehr wiederholen. Dafür werden nun auf elf Kilometer Länge neue Deiche errichtet und alte saniert und um gut einen Meter erhöht - und zwar sowohl an der Donau als auch an der Hengersberger Ohe. Oberhalb von Niederalteich wird der Deich zur A 3 verlegt, dadurch gewinnt man knapp 80 Hektar Fläche, die im Katastrophenfall geflutet werden können.

Ministerin kündigt weitere Investitionen an

Außerdem kündigte Scharf weitere Investitionen in den Hochwasserschutz in der Region an - auf der gegenüber von Niederalteich liegenden Donau-Seite zum Beispiel oder in Fischerdorf. Dort soll ein gigantischer Polder errichtet werden, ein Schutzbecken also, das im Katastrophenfall geflutet werden und Zigtausende Kubikmeter Hochwasser zurückhalten kann.

Der Grund, warum der Hochwasserschutz in Niederalteich bis heute so marode ist, ist der Jahrzehnte währende Streit um den Ausbau und die Kanalisierung der Donau zwischen Straubing und Vilshofen für die Schifffahrt. Der etwa 64 Kilometer lange Flussabschnitt ist der letzte in Bayern, in dem die Donau frei fließt. Bund und Land versicherten der Bevölkerung stets, mit dem Ausbau der Donau werde der Hochwasserschutz auf modernen Stand gebracht. Da der Ausbau wegen der Proteste gegen das Projekt aber nicht vorankam, ging auch mit dem Hochwasserschutz nichts vorwärts.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2017
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