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Neuer Sparkassenpräsident:Amt mit Altlast

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Theo Zellner ist neuer Präsident des bayerischen Sparkassenverbands. Er erbt den Posten von Siegfried Naser, der wegen des BayernLB-Debakels zurückgetreten war.

Mit der Wahl von Theo Zellner zum neuen Sparkassenpräsidenten endet ein wochenlanger Konflikt zwischen den kommunalen Spitzenverbänden. Zellner erhielt im Verbandsvorstand 20 von 22 Stimmen. Er betonte, dass er künftig bei der Arbeit im Verband auf Teamleistung setze: "Es geht mir nicht um eine Präsidialstruktur, sondern um eine Kollegialstruktur."

Der Chef des Bayerischen Landkreistags hatte mit seiner vorschnellen Bewerbung um die Nachfolge von Siegfried Naser auch bei Parteifreunden für Kopfschütteln gesorgt.

Selbstbewusst siegt

Unmittelbar nach Nasers Rücktrittsankündigung am Tag vor Heiligabend reklamierte Zellner das Amt bereits für sich. Weil der Städtetag das so nicht hinnehmen wollte, nominierte er den Erlanger CSU-Oberbürgermeister Siegfried Balleis als eigenen Kandidaten. Dieser verzichtete, um eine Kampfabstimmung zu verhindern, nun vorerst auf das Amt - soll den Posten als Präsident der bayerischen Sparkassen aber im Gegenzug ab 2014 übernehmen.

Das Vorpreschen hat sich für Zellner also letztlich ausgezahlt.

Der 61-Jährige will künftig die einzelnen Kommunalbanken stärken und damit auch ein gutes Angebot für Handwerk und Mittelstand garantieren. Die Sparkassen hätten auch bislang schon vor Ort einen guten Job gemacht. "Die Sparkassen sind die eigentlichen Krisenbewältiger", sagte Zellner.

Der bayerische Gemeindetag begrüßte zwar die Wahl Zellners; Gemeindetagspräsident Uwe Brandl (CSU) kritisierte aber das Verhalten von Städte- und Landkreistag im Vorfeld. "Was im Hintergrund abgelaufen ist, ist wenig vergnügungssteuerpflichtig", sagte Brandl. "Das ist ein hundsmiserables Vorgehen, sowas habe ich eigentlich noch nicht erlebt", kommentierte er die Vereinbarung, dass in vier Jahren dann Balleis für den Städtetag den Posten einnehmen soll.

Gegenüber den bisherigen Planungen wurde die Amtszeit von Zellner um ein Jahr verkürzt. Dies sei darin begründet, dass der Oberpfälzer 2014 mit 65 Jahren das Rentenalter erreicht, hieß es.

Der Zeitpunkt passt allerdings auch perfekt für Balleis, dessen Amtszeit als OB ebenfalls im Frühjahr 2014 ausläuft.

"Ich habe auch Bürgermeister nicht gelernt"

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) gratulierte Zellner zu seiner Wahl. Als langjähriger Landrat habe dieser bewiesen, dass er für innovative Wege stehe. "Gerade in der Regionalpolitik hat er hier Maßstäbe gesetzt", erklärte Seehofer. Zugleich übernehme Zellner das Amt "in schwieriger Zeit". Auch dank ihrer regionalen Verwurzelung hätten die Sparkassen die Finanz- und Wirtschaftskrise bisher gut gemeistert. "Bayerns Sparkassen sind und bleiben ein wichtiges Rückgrat für sichere Spareinlagen und die zuverlässige Kreditversorgung des Mittelstands in Bayern," betonte Seehofer.

Der Chamer Landrat und frühere Hauptschullehrer Zellner hatte sich auch in Bezug auf seine Qualifikation für den Posten stets selbstbewusst gegeben. Er verwies auf seine Tätigkeit als Verwaltungsratsvorsitzender einer Kommunalbank: "Sparkasse gehört zu den Kernaufgaben eines Landrats", sagte der 61- Jährige. "Ich habe auch Bürgermeister nicht gelernt, und ich habe auch Landrat nicht gelernt."

Als Kommunalpolitiker hat Zellner eine klassische Karriere hingelegt. Zunächst war er als Jugendlicher in der Jungen Union aktiv, dann folgten Tätigkeiten als Stadt- und Kreisrat. Bevor der verheiratete Familienvater 1989 hauptamtlicher Bürgermeister in Bad Kötzting wurde, verdiente er sein Geld 18 Jahre lang als Lehrer an einer Volksschule. Seit 1996 steht er an der Spitze der Kreisbehörde in Cham und seit fast einem Jahrzehnt ist er Chef des Bayerischen Landkreistags.

Dessen Vizepräsident Roland Schwing würdigte Zellner als "überzeugten und überzeugenden Verfechter der kommunalen Selbstverwaltung und der dynamischen Entwicklung des ländlichen Raums".

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dpa/jobr
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