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Naturschutz:Diese Störche sind einmalig in Bayern

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Futter suchen und Nester beschützen - alles machen die neun Paare gemeinsam. Sie wohnen sogar zusammen.

An der hohen Säule geht es zu wie am Taubenschlag - nur sind es Störche, die hier auf dem Gelände einer Holzbaufirma im bayerischen Kirchheim emsig Äste heranschleppen. Gleich neun Storchenpaare brüten auf dem Mast ihren Nachwuchs aus. "Die Kleinen dürften bald schlüpfen", sagt Karin Holzheu, Chefin der Firma. "Die Weibchen brüten schon seit neun Wochen und sind damit überfällig."

Jedes Paar hat sein eigenes, auf Metallstreben liegendes Nest, fast wie im Hotel. Es herrscht friedliches Miteinander - ungewöhnlich für die eigentlich eigenbrötlerisch veranlagten Vögel. "Die Störche treten regelrecht als Team auf", sagt Anton Burnhauser, Storchexperte und Vertreter der höheren Naturschutzbehörde Schwaben. "Sie gehen gemeinsam auf Futtersuche und beschützen die Nester vor Eindringlingen." Derlei kenne man zwar aus Spanien und Österreich, in Bayern aber sei solch soziales Verhalten einzigartig.

Viele Störche machen viel Dreck

"Vor gut zwölf Jahren hat sich das erste Mal ein Paar bei uns niedergelassen und gebrütet", sagt Holzheu. Damals nisteten die Tiere auf einem ausgedienten, 30 Jahre alten Kran. Weil der mitten auf dem Firmengelände stand, ergaben sich Probleme: Viele Störche machen nämlich viel Dreck. "Manche Baucontainer waren komplett weiß vor Kot, man musste aufpassen, wo man hintritt." Über die Jahre wurden es immer mehr Störche - und der Baukran als Nistplatz wurde immer ungeeigneter. Für die Holzheus und ihre Angestellten war das Vertreiben der Vögel keine Option. Eine Alternative musste her.

Karin Holzheus Ehemann Markus installierte abseits des alten Standorts zwei Ebenen mit fünf Meter langen Auslegern und neun Nestunterlagen am alten Kranturm.Im Dezember 2016 wurde umgebaut - und die Störche nahmen den neuen Standort sofort an. Die neun Paare bilden eine von fünf großen Storchenkolonien in Bayern. "Das Projekt der Holzheus hat Signalwirkung", so Burnhauser. "Als sie damals angefangen haben, war der Storchbestand in Bayern am Boden." Dass es jetzt wieder so viele Störche gebe, habe man der Familie Holzheu zu verdanken.

"Man ertappt sich manchmal schon dabei, dass man das Arbeiten vergisst, weil man so auf das Treiben da oben fixiert ist", sagt Karin Holzheu. Weitere Nistplätze seien aber nicht geplant. "Man muss auch keinen Zoo draus machen, neun Nester reichen." Eine kleine Neuerung plant sie aber: Eine Webcam in der Nähe der Nester fände sie schön.

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