Süddeutsche Zeitung

Nachwuchs beim SZ-Kuckuck:Nackt, federlos und gemein

Lesezeit: 1 min

Käpt'n Kuck ist in Paarungslaune, die ersten Nachkommen dürften schon geschlüpft sein - natürlich in fremden Nestern. Dort benehmen sich die Jungen nicht gerade freundlich gegenüber ihren Geschwistern.

Mit interaktiver Karte. Von Christian Sebald, München

Das Wichtigste zuerst: Käpt'n Kuck geht es richtig gut. Der SZ-Kuckuck fühlt sich so wohl, dass er die Region um das niederbayerischen Bogen seit vier Wochen nicht mehr verlassen hat. Natürlich macht er ab und an einen Ausflug - nach Straubing etwa. Aber die allermeiste Zeit verbringt Käpt'n Kuck in den Donau-Auen rund um Bogen. "Besser kann's nicht laufen", sagt Markus Erlwein vom Vogelschutzbund LBV. "Käpt'n Kuck hat sich bestens eingerichtet, womöglich sind schon seine ersten Nachkommen geschlüpft."

Der SZ-Kuckuck will zurzeit nur eins: Sich mit möglichst vielen Weibchen möglichst oft paaren und möglichst viele Nachkommen in die Welt setzen. Dabei haben die Kuckucke im Laufe der Evolution ein raffiniertes, aber auch brutales System entwickelt. Denn es ist ja nicht damit getan, dass die Weibchen ihre Eier fremden Vögeln unterschummeln, Zaunkönigen zum Beispiel, Bachstelzen, Rotschwänzen oder Teichrohrsängern. Sie legen ihre Eier immer nur in die Nester der Art, von der sie selbst groß gezogen worden sind. Wenn ein Kuckucksweibchen also bei Teichrohrsängern aufgewachsen ist, legt es seine Eier nur in Teichrohrsänger-Nester.

"Das hat zwei Aspekte", sagt Erlwein. "Die Kuckuckseier haben sich im Lauf der Zeit vom Aussehen her exakt dem der jeweiligen Wirtsvogel-Eier angepasst. Die Kuckuckseier in Nestern von Teichrohrsängern sehen genauso aus wie Teichrohrsänger-Eier." Das ist so wichtig, weil Vögel ihre Nester samt Eiern aufgeben, sowie ihnen darin etwas seltsam vorkommt. Nur wenn die Eier alle gleich aussehen, brüten die Wirtsvögel auch das Kuckucksei aus.

Aber auch die Brutzeiten der Kuckuckseier haben sich an die Brutzeiten der Wirtsvogelarten angepasst. "Und zwar so, dass die Kuckucksjungen meist als erste schlüpfen", sagt Erlwein. Damit nicht genug: Sofort nach der Geburt beginnt der Jungkuckuck, nackt und federlos wie er ist, die anderen Eier aus dem Nest zu werfen - damit er das gesamte Futter abkriegt. "Die Wirtsvögel wiederum sind vom Schlüpfen des ersten Nachwuchses an so aufs Füttern konditioniert, dass sie nicht mitkriegen, dass sie da kein eigenes Junges groß ziehen", sagt Erlwein. "Selbst wenn der junge Kuckuck fast flügge ist, stopfen sie ihm noch ein Insekt nach dem anderen in seinen Rachen."

  • Weitere Informationen finden Sie hier: www.lbv.de/unsere-arbeit/vogelschutz/kuckuck.html.
  • Weiter Flugrouten besonderer Kuckucke finden Sie hier.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1985696
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.06.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.