Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Heimatpfleger Hans Roth gestorben

Heimatpflege ist ein Begriff, der oft missverstanden wird. Einst wurde er politisch missbraucht, heute wird er kommerziell ausgebeutet. Für den gebürtigen Laufener Hans Roth war Heimatpflege dagegen "kultureller Umweltschutz" und damit die Grundvoraussetzung für eine menschenwürdige Existenz, die sich nicht in globalisierter Gleichmacherei verliert. Heimat verstand Roth als Umfriedung in friedloser Zeit, als Verwurzelung in entwurzelter Zeit, als Halt in ruheloser Zeit. Von 1980 bis 2003 fungierte Roth als Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege. In dieser Zeit bereicherten sein profundes Wissen und seine Lebensklugheit viele Leser, Zuhörer und Gremien wie etwa den Landesdenkmalrat und den Landesrundfunkrat. Hans Roth war "der richtige Mann zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle", sagte der damalige Staatsminister Hans Zehetmair 2003, als Roth in den Ruhestand verabschiedet wurde. Heimat als Gegenstand verklärter Nostalgie war Roths Sache nicht. Die "Tümler" waren ihm ein Graus. "Mumienpflege" nannte er die rückwärts gewandte Haltung mancher Heimatideologen. Er habe Kultur und Tradition gefördert wie selten jemand, sagten Wegbegleiter. Der Fernseh-Journalist Dieter Wieland ging noch weiter: "Ohne Hans Roth wäre Bayern ärmer."

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SZ vom 19.08.2016 / hak
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