Süddeutsche Zeitung

Nach Verdacht eines Finanzskandals:Neuer Vorstand für Bauernorganisation

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Das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV) will mit einem neuen Vorstand aus seiner Krise kommen. Am Mittwoch wählte die Organisation, die zu den mächtigsten landwirtschaftlichen Einrichtungen Bayerns zählt und die im Zentrum eines möglichen millionenschweren Finanzskandals steht, den Allgäuer Milchbauern Josef Hefele zu ihrem neuen Vorsitzenden. Mit Michael Kaindl wurde ein weiterer Milchbauer in den Vorstand berufen; er stammt aus dem Landkreis Weilheim. LKV-Vizechef bleibt der Schweinehalter Thomas Schindlbeck aus Hohenthann im Landkreis Landshut. In seiner Antrittsrede reklamierte Hefele für sich das Leitwort: "Verantwortung übernehmen und respektvoll und ehrlich miteinander arbeiten."

In dem möglichen Finanzskandal geht es um die hohen Zuschüsse, die das LKV vom Freistaat dafür bekommt, dass es die Bauern berät, wie sie die Milchleistung ihrer Kühe oder die Mast ihrer Schweine verbessern können. Bei einer Überprüfung der Abrechnung dieser Zuschüsse hat das LKV SZ-Informationen zufolge nicht nachweisen können, dass es alle Leistungen, die es geltend gemacht hat, auch tatsächlich erbracht hat. Allein für 2013 soll die Differenz 1,7 Millionen Euro betragen. Auch in den Folgejahren soll es Unregelmäßigkeiten gegeben haben. Controller des Freistaats haben das LKV deshalb wegen des Verdachts auf Subventionsbetrug angezeigt. Zugleich fordert der Freistaat die seiner Überzeugung nach für 2013 zu viel bezahlten 1,7 Millionen Zuschüsse zurück. Die frühere Führung des LKV, vor allem dessen Ex-Geschäftsführer Uwe Gottwald, wies die Vorwürfe stets zurück und reichte Klage gegen die Rückforderung ein.

Unter den Bauern freilich - im LKV sind 31 000 Nutztierhalter in Bayern Mitglied - wuchsen die Unruhe und das Misstrauen gegenüber der Spitze. Vor knapp einem Monat erreichte die Krise ihren bisherigen Höhepunkt, als das LKV den bisherigen Geschäftsführer Gottwald wegen "Vertrauensverlusts" feuerte. Zugleich traten der damalige Vorsitzende Josef Bauer und das Vorstandsmitglied Georg Liegl ab. Die neue LKV-Spitze will die Krise aufarbeiten und die Organisation in geordnete Verhältnisse zurückführen. Ob sie an der Klage gegen die 1,7-Millionen-Rückforderung des Freistaats festhält, ist offen.

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SZ vom 03.08.2018 / cws
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