Süddeutsche Zeitung

München:Studieren in bester Gesellschaft

Lesezeit: 1 min

Carl von Linde lehrte an der TU München, Rudolf Diesel studierte hier: Insgesamt sind 13 Forscher oder Alumni der einstigen Polytechnischen Schule mit Nobelpreisen geehrt worden.

Von Jakob Wetzel, München

Am Anfang der Technischen Universität München (TUM) steht Bayerns Märchenkönig. 1868 gründete Ludwig II. die "Polytechnische Schule"; der junge Monarch schwärmte nicht nur für Richard Wagner und ein romantisch verklärtes Königtum, sondern war auch moderner Technik zumindest aufgeschlossen.

Sein Schloss Neuschwanstein etwa ist im Kern eine Stahlkonstruktion, und um die 1877 fertiggestellte Venusgrotte im Park von Schloss Linderhof zu beleuchten, ließ er den Physikprofessor Wilhelm von Beetz das weltweit erste Elektrizitätswerk errichten, die Technik lieferte Werner von Siemens. Im gleichen Jahr benannte Ludwig die Polytechnische Schule um in "Technische Hochschule"; seit 1970 heißt sie "Technische Universität". Doch bis heute trägt der Präsident bei feierlichen Anlässen eine Amtskette mit dem Konterfei des Königs.

Die TUM war die erste und ist nach wie vor Bayerns einzige technische Universität. Sie sollte die Ausbildung von Ingenieuren auf ein naturwissenschaftliches Fundament stellen. Früh versammelten sich an der Arcisstraße bedeutende Forscher. Zu den Gründungsprofessoren der "Polytechnischen Schule" gehörte der Kältetechnik-Pionier Carl von Linde; zu dessen Schülern zählte Rudolf Diesel. Bereits 1927 feierte die Technische Hochschule mit dem Chemiker Heinrich Otto Wieland ihren ersten Nobelpreisträger; er hatte die Zusammensetzung unter anderem der Gallensäure entschlüsselt.

Insgesamt sind bislang 13 Forscher oder Alumni der TUM mit Nobelpreisen geehrt worden, meist für Chemie oder Physik. Zu den Bekanntesten zählt der Alumnus und spätere Physik-Professor Rudolf Mößbauer, der 1961 den Physik-Nobelpreis bekam, nachdem er erklärt hatte, wann radioaktive Teilchen Strahlung abgeben können, ohne einen Rückstoß zu erhalten. So wurden extrem genaue Messungen möglich.

Die Anfänge der "Polytechnischen Schule" waren dagegen bescheiden. 1868 unterrichteten 24 Professoren 350 Studenten - heute arbeiten 528 Professoren mit 39 000 Studierenden. Immer wieder sind kleinere Hochschulen in der Universität aufgegangen, 1922 etwa die Handelshochschule München oder 1930 die Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan. Zuletzt übernahm die TUM 2014 die Hochschule für Politik, die vom Wintersemester 2016/17 an die Wechselwirkungen zwischen Politik, Wirtschaft und Technik untersuchen und in den übrigen Fakultäten den Blick für die eigene gesellschaftliche Relevanz schärfen soll.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3045757
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.06.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.