Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Von Putzkrawatte bis Hundeklo

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Unternehmertum erfordert Mut - und Geld. Heute besorgt man sich das als Jung-Firmengründer im Internet. Potenzielle Investoren von einer Idee zu überzeugen, scheint allerdings nicht ganz einfach zu sein

Von Maximilian Gerl

Manche Ideen sind so simpel und bestechend, dass sich die Frage aufdrängt: Warum ist da noch niemand draufgekommen? Zum Beispiel auf "The Loop". Unter diesem Namen drehen gerade drei Burgheimer (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) ihre Schleife in der bayerischen Gründerszene. Sie nehmen sich einer älteren Erfindung an, von der man auch gerne wüsste, wie da jemand draufkam, nämlich der Krawatte. Die baumelt eher nutzlos um den Hals und taugt nicht mal zum Brillenputzen. "The Loop" dagegen schon: Vorne eine normale Krawatte, ist auf ihrer Rückseite ein Mikrofasertuch eingenäht. Damit lässt sich elegant die Brille wischen oder notfalls Staub vom Regal. Um mit "The Loop" richtig durchzustarten, fehlt den Erfindern aber Kapital. Auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter konnten sie erst rund 700 Euro der angestrebten 4000 sammeln. Aber bis zur Deadline am 26. Juni ist ja noch Zeit.

Die Zeit abgelaufen ist für andere bayerische Projekte auf der Plattform. Kickstarter ist eine Art Online-Sammelbüchse für Kreative: Wer denkt, er habe eine Idee, kann hier schauen, was sie wert wäre - beziehungsweise, ob genug Leute bereit wären, darin zu investieren. Zu wenige Fans fand etwa das "Pigasus" aus Nürnberg, ein Plüsch-Schweinchen mit großen Augen, Flügeln, einer Regenbogenfinne auf dem Rücken und einem Regenbogenhorn auf der Stirn. Aus der potenziellen Revolution des Stofftiermarktes durch ein Ebereinhorn wurde genauso wenig wie aus "Doggi's Dogtoilet", ein - Überraschung! - Hundeklo. Genauer: ein Klo für ältere Hunde, die ihre Pfoten nicht mehr so hoch heben können. Exakt null Euro sammelten die Erfinder mit dieser Idee von der Internet-Gemeinde. Was vielleicht auch daran liegt, dass jene Gemeinde Katzen mehr liebt, überall flauschig-maunzende Bilder und Videos. Bestes Beispiel dafür ist ein am Mittwoch ausgelaufenes Kickstarter-Projekt aus Bayern: Der Vorschlag, eine Website voller Katzenbilder zu bauen, kam immerhin auf zwölf Euro.

Offensichtlich wimmelt es im Gründer- und Innovationsland Bayern vor Ideen, die so simpel wie bestechend sind. Nur wie man eigentlich auf sie kommt - das ist eine andere Frage.

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Quelle:
SZ vom 08.06.2017
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