Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Ringfahndung der Liebe

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Der Koni kann sein Glück kaum fassen: Nach 40 Jahren kehrt der goldene Reif seiner Mathilde auf äußerst überraschendem Weg zu ihm zurück

Kolumne von Johann Osel

Menschen verlieren Dinge, das gehört zum Leben dazu. Aus Fundämtern wird meist das Kuriose vermeldet und gelangt so an die Öffentlichkeit: Gebisse, seltsame Musikinstrumente, Rasenmäher oder ausgestopfte Tiere. Das Gros der Bestände stellen dagegen Alltagsdinge wie Schirme, Schlüssel, Handys, Brillen, Uhren und, ja, auch Eheringe. Bei Letzteren könnte zwar rasch der Verdacht aufkeimen, dass sie bei außerehelichen Tätigkeiten abgestreift und verschusselt wurden - eindrückliche Geschichten hinter den Gegenständen gibt es aber auch hierbei eher selten. Eine solche kommt nun allerdings aus Landau an der Isar in Niederbayern. Eine schöne Geschichte, auch eine etwas merkwürdige. Die Passauer Neue Presse berichtet darüber, das Blatt war beteiligt am Verlauf.

Vor gut einem Jahr schon fand ein Angestellter der Sparkasse einen Ring - im Münzzählautomaten. Auch wenn dort für gewöhnlich allerlei Tand landet, ein Ring war noch nie dabei. Das Fundamt war der Ansicht, dass zunächst am besten die Bank den Schmuck aufbewahren solle, weil der Besitzer am ehesten dort nachfrage. Doch niemand meldete sich. Auf dem Ring stand "Koni", wohl Spitzname für Konrad, und das Hochzeitsdatum Ende November 1964. Besitzerin müsste also die Gattin sein. Doch wer ist sie, wer ist der Koni? Der Bankberater erinnerte sich nun neulich - zum Hochzeitstag des unbekannten Paares - an den Ring; ein Aufruf auf Facebook blieb aber ebenso erfolglos wie ein Pressebericht. Nachfragen der Zeitung bei den Standesämtern in Landau und Umgebung ergaben dann einen Treffer: passende Daten zur Trauung. Der Koni, der 84-jährige Konrad Kollmeier aus einer Gemeinde im Landkreis Dingolfing-Landau, konnte den Ring abholen. Seine Frau Mathilde ist seit 40 Jahren tot, der großen Liebe, die das Paar mit dem einfachen Ring bekundete, waren nur 16 gemeinsame Jahre beschieden.

Doch ein Rätsel bleibt: Kollmeier zufolge war der Ring seit Jahrzehnten weg, er soll damals verschwunden sein - womöglich, als der Leiche der Schmuck abgenommen wurde. "Ich kann es gar nicht glauben", zitiert ihn die PNP. Wie genau der Ring wieder auftauchte und ausgerechnet in diese Bank gelangte, ist nicht zu erklären. Das Andenken werde fortan penibel im Nachtkästchen aufbewahrt.

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Quelle:
SZ vom 04.12.2019
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