Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern :Durch die Blume gesagt

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Markus Söder hat es derzeit ja mit der Natur, man sieht ihn mit Bäumen, Bienen, Blumen. Welche er im nächsten Wahlkampf verschenkt, will allerdings gut durchdacht sein

Kolumne von Katja Auer

Über den ergrünten Markus Söder ist schon eine Menge geschrieben worden, es ist aber auch spannend, dem Ministerpräsidenten bei seiner Metamorphose zuzuschauen. Bienen retten, Bäume pflanzen, Plastiktüten verbieten, keine grüne Idee ist vor dem Mann sicher. Und erst die Bildsprache: Söder nachdenklich neben einem Baum, Söder sorgenvoll vor dem Gletscher auf der Zugspitze, Söder fröhlich beim Blumenfest in Röthenbach neben einem überdimensionalen Bienenkorb aus Blüten.

Jetzt müssen die Grünen langsam aufpassen, dass ihnen Söder nicht auch noch ihre Symbolblume schlechthin streitig macht und im nächsten Wahlkampf Sonnenblumen verschenkend durch Wiesen und Felder, äh, Bierzelte und Fußgängerzonen zieht.

Es könnten allerdings auch Nelken sein. Nelken, das hat Bayerns Floristen-Chefin, genauer gesagt die Präsidentin des Landesverbands Bayern beim Fachverband Deutscher Floristen, nun empfohlen, seien die idealen Blumen für den neuen bayerischen Großelterntag. Den hat das Kabinett ja am Dienstag beschlossen, am 13. Oktober soll er erstmals stattfinden. Wieder so ein Söder-Coup, gleich in mehrfacher Hinsicht. Damit poliert er 1. das Image als Familienmensch auf und stärkt 2. den Wert der Familie als traditionelles CSU-Kernthema. 3. macht er sich bei den zahlreichen Großeltern Bayerns beliebt und 4. erschließt er sich die Floristen als dankbare Wählergruppe. Die nämlich werden ihren Sonderöffnungszeiten an Valentins- und Muttertag sicher gerne weitere am Großelterntag hinzufügen.

Nelken also, gerne in Altrosa, "die lieben Omas auf jeden Fall", wie die Floristen-Präsidentin analysiert. Das können sich Söders Strategen schon mal notieren, als weiterer Vorteil komme hinzu, dass Nelken lange haltbar und im Vergleich zu anderen Blumen recht pflegeleicht seien. Und kein bisschen spießig, zwar hätten die Blumen nach ihrer Glanzzeit in den Fünfziger- und Sechzigerjahren etwas an Beliebtheit verloren, aber gerade die Erinnerung an frühere Zeiten könne doch sehr schön sein.

Da wird es jetzt aber schon recht subtil, dafür ist Söder nun gerade nicht bekannt. Vielleicht doch keine Nelken für den Wahlkampf. Doch Sonnenblumen? Am besten: Vergissmeinnicht.

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Quelle:
SZ vom 12.09.2019
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