Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Ampfinger Ende

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Manche Gemeideräte beraten lieber im Stillen. Das kann so weit gehen, dass sogar der Bürgermeister hinter verschlossenen Türen zurücktritt

Kolumne von Matthias Köpf

In der kleinen oberbayerischen Gemeinde Ampfing ist viel passiert in den vergangenen 28 Jahren. Einiges davon ist im Gemeinderat gerade ausgiebig gewürdigt worden, also Wirtschaft, Wasserversorgung, Breitband, jederzeitige Unterstützung der Feuerwehr und so weiter. Zuletzt hat der Bürgermeister selber mitgeteilt, dass in den vergangenen Jahren 6260 Quadratmeter Blühwiesen, sieben Bienenhäuser und acht Fledermausunterkünfte geschaffen worden seien. Nun aber fragen sich Fledermäuse, Bienen, Blüten und die Ampfinger bang: War's das jetzt? Die Antwort ist: Ja.

Erste Anzeichen hatte es im Juni gegeben: Ampfing solle 2020 einen hauptamtlichen Bürgermeister bekommen, da hatte große Einigkeit geherrscht im Gemeinderat. Aber die Einigkeit war ja nicht ungewöhnlich. Das mit dem hauptamtlichen Bürgermeister auch nicht, denn so einen hatte es schon von 1990 an gegeben. Das Ungewöhnliche war, dass dann Ottmar Wimmer 2020 nicht mehr Bürgermeister hätte werden können. Wimmer war ja auch schon hauptamtlicher Bürgermeister, eben seit 1990, also von Anfang an. Zur Wahl 2014 war er mit 66 Jahren gerade zu alt, um noch einmal kandidieren zu dürfen. Also wandelten die Gemeinderäte - die Einigkeit war übrigens groß - seinen Posten eilends wieder in ein Ehrenamt um. Die CSU nominierte wieder Wimmer, die Ampfinger haben ihn gewählt.

Wirtschaft, Wasser, Breitband und Feuerwehr schienen ja geräuschlos zu laufen. Zumindest drang selten Streit nach draußen, denn der öffentliche Teil der Ratssitzungen war oft schnell zu Ende. Erfahrene Lokaljournalisten wollen sogar öffentliche Sitzungen erlebt haben, die gleich nach der Begrüßung wieder vorbei waren, damit Wimmer und seine Räte in Ruhe über Wirtschaft, Wasser, Breitband und Feuerwehr befinden konnten. Auch dass der inzwischen 70-jährige Wimmer aus privaten Gründen "seine Tätigkeit als Bürgermeister mit Ablauf des 31. Juli als beendet erklärt" hat, wie es nun der Geschäftsleiter im Rathaus formulierte, hatten die Gemeinderäte hinter verschlossenen Türen erfahren. Vor zwei Wochen ist es durchgesickert. Wimmers Rücktritt haben die Räte neulich mit großem Bedauern und großer Einigkeit, aber tatsächlich in aller Öffentlichkeit akzeptiert. In Ampfing geht eine Ära zu Ende.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2018
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