Süddeutsche Zeitung

Mittelfranken:Supermarkt in Schwabach verschenkt Sekt an Kunden in Jogginghose

Lesezeit: 1 min

Doch als die Aktion auf Facebook landet, gerät sie außer Kontrolle.

Von Andreas Glas

Bald ein Vierteljahrhundert ist es her, dass ein Mann nicht nur den Schritt seiner Jogginghose besudelte, sondern auch das Ansehen der Nation. Das Foto des großflächig befleckten, hitlergrüßenden und offensichtlich betrunkenen Harald Ewert entstand am Rande des Brandanschlags auf das Asylbewerberheim Rostock-Lichtenhagen und ging um die Welt. Neben dem Ansehen der Republik hat Harald Ewert auch dem Image der Jogginghose nachhaltig geschadet.

Im Bewusstsein der Deutschen gehört die Jogginghose seither zur Grundausstattung eines jeden Proleten. "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", hat Karl Lagerfeld mal gesagt.

Außer Kontrolle geraten ist auch die Aktion eines Supermarktbetreibers im mittelfränkischen Schwabach. Dabei hatte der Mann offenbar nur die Absicht, die Jogginghose zu rehabilitieren. Ein Pionier ist der Supermarktbetreiber zwar nicht, bereits vor acht Jahren haben vier Österreicher den 21. Januar zum Internationalen Tag der Jogginghose ausgerufen. Aber weil dieser Tag bald wieder ansteht, hat der Supermarktbetreiber eine Werbeaktion gestartet, um seinen Beitrag zu leisten für die Wiedereingliederung der Jogginghose in den öffentlichen Raum.

Jeder Kunde, der in Jogginghose kommt, kriegt eine Flasche Sekt geschenkt. So steht es auf einem Schild, das der Supermarktbetreiber in seinem Laden aufstellen ließ. Irgendwer hat das Schild dann fotografiert, im Internet platziert und jetzt könnte es sein, dass der Supermarktbetreiber deutlich mehr Leuten einen ausgeben muss, als er beabsichtigt haben dürfte. Mehr als 2000 Menschen haben bis Sonntag ihr Kommen auf Facebook angekündigt, weitere 8000 bekunden dort ihr Interesse.

Stattfinden wird die Aktion am 19. Januar, also zwei Tage vor dem eigentlichen Welttag der Jogginghose. Die Mehrheit der Jogginghosenbesitzer besteht heutzutage übrigens aus Menschen, die immer dann in ihre Jogginghosen steigen, wenn sie eben gerade keine Lust haben auf Jogging oder irgendeine Form der Bewegung. Für den Supermarktbetreiber besteht also noch Hoffnung, dass die Mehrzahl der Schwabacher Jogginghosenbesitzer am 19. Januar doch lieber auf dem Sofa liegen bleibt.

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Quelle:
SZ vom 16.01.2017
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