Süddeutsche Zeitung

Luxusimmobilien in Bayern:Edler Wohnen unterm Kapellendach

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Immobilien für Menschen, die sich einen außergewöhnlichen Geschmack leisten können, sind gefragt: Eine Wohnung im Jagdschloss der Wittelsbacher oder ein ganzer See mit eigener Saunainsel. Ein Streifzug über Bayerns Immobilienmarkt.

Ulrike Heidenreich

Dass es in einer ehemaligen Kapelle gemütlich sein kann, mag man sich nicht so recht vorstellen. Doch ein paar teure Teppiche, edle Designersofas und farblich abgestimmte Kunst an den Wänden, dort wo früher einmal Heiligenbilder hingen, können die Atmosphäre um einiges wohnlicher gestalten. In Schloss Eurasburg nahe dem Starnberger See ist zurzeit eine der ungewöhnlichsten Immobilien Bayerns auf dem Markt - für Menschen, die sich einen außergewöhnlichen Geschmack leisten können. Die 280 Quadratmeter große Luxuswohnung betritt man über die Empore, dort, wo einst die Orgel stand.

Das Schloss Eurasburg hoch über den Isarauen und dem Loisachtal war schon immer eine feine Adresse. Früher haben an dieser Stelle mal Ritter von Iring gewohnt, Edle von Thor und allerlei Herzöge von Bayern. Inzwischen, nach dem Schlossbrand von 1976, haben sich in der herrschaftlichen Wohnanlage vor allem Vertreter des echten Geldadels niedergelassen.

Das Jagdschloss war 1626 von den Wittelsbacher Herzögen im Stil der Spätrenaissance erbaut worden. Als eine Silvesterrakete in der Neujahrsnacht 1976 auf dem stattlichen Dachstuhl landete, brannte das Schloss bis auf die Außenmauern ab. Die gesamte Anlage wurde bis 1990 wieder aufgebaut, umgewandelt und aufgeteilt in Eigentumswohnungen.

Geldadel investiert im Luxussegment

Die teuerste dieser Wohnungen steht nun zum Verkauf. "Der Eigentümer, ein Unternehmer, muss aus beruflichen Gründen wegziehen und bedauert das sehr", sagt sein Makler Oliver Herbst, der mit seiner Firma Immovision neben außergewöhnlichen Gebäuden gerne Seeuferimmobilien vermarktet.

In diesen Monaten verzeichnet er eine steigende Nachfrage betuchter Interessenten nach dieser hochwertigen Ware im Freistaat. "Neben der saudischen Prinzessin oder dem russischen Wodkaproduzenten sind es vor allem Kunden aus der Region oder der Schweiz, die hier ihr Geld im Luxussegment anlegen wollen", sagt Herbst.

Es ist nicht nur der sensationelle Blick aus den hohen Fenstern auf die Berge, der in der Kapellenwohnung auf Schloss Eurasburg ordentlich kostet. Zum Kaufpreis von 1,5 Millionen Euro kommt eine Ablöse über 300 000 Euro hinzu für Einbauten und die Garagen, mehrere natürlich. Denn wer hier wohnt, fährt auch gerne mal mit dem einen oder anderen Cabrio durch die schöne Moränenlandschaft zum nahen Golfplatz Beuerberg und benötigt dafür eben ein paar Stellplätze mehr. Ein eigener Garten und Sonnenterrasse sind inklusive.

Die Kapelle hat eine Raumhöhe von acht Metern, die Decke der weiteren fünf Zimmer sind deutlich niedriger. Trotzdem, so der Makler, fallen wenig Heizkosten an - immerhin ein Trost. Denn die bis zu 1,60 Meter dicken Wände dämmen ganz prima. Ach ja, Interessenten, die gerade nicht genügend Bargeld übrig haben, könnten sich in dem Schlossjuwel im Südflügel auch für 3500 Euro monatlich einquartieren, Kaltmiete, versteht sich.

Saunainsel mit eigenem See

Eine andere, ziemlich schräge Immobilie für den internationalen Jetset - aber ganz praktisch in unmittelbarer Flughafennähe - steht nahe Kirchdorf an der Amper im Angebot. Es handelt sich um einen See mit zwei Bungalows am Ufer, ausreichend Weideland, etwa für die Pferdezucht, und einer eigenen Insel mit Saunahaus.

Hier walteten zwar keine Wittelsbacher, trotzdem verfügt das Anwesen über eine bewegte Geschichte. Ein Kiesunternehmer hatte es in den 1960er Jahren erbaut, im Dorfwirtshaus erzählt man sich noch heute von den Festen, die er dort mit seinem Spezl Franz-Josef Strauß feierte.

In den vergangenen Jahren lebte im Idyll unweit von Freising der Vorstand einer Textilfirma, der das Seeareal mit 42 000 Quadratmetern Grund und 400 Quadratmetern Wohnfläche nun für 1,5 Millionen Euro verkaufen möchte. Inklusive ist das echte 60er-Jahre-Flair im Partyraum auf der Saunainsel. Der ehemalige Luftschutzbunker wird inzwischen als Weinkeller genutzt.

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SZ vom 04.04.2012/ehm
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