Süddeutsche Zeitung

Landshut:Der Streit um das Erbe von Fritz Koenig ist zum Schämen

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Anhänger und Gegner des weltbekannten Künstlers provozieren sich seit Monaten gegenseitig. Inzwischen nehmen die Auseinandersetzungen groteske Züge an.

Kommentar von Andreas Glas

Im Gegensatz zum Maibaumklau ist der Diebstahl von Internetadressen eine ernste Angelegenheit. Wie ernst, das ist derzeit in Landshut zu beobachten. Dort gibt es einen Verein, der die Ehre des verstorbenen Bildhauers Fritz Koenig retten will: den Freundeskreis Fritz Koenig. Bedroht sieht der Verein diese Ehre durch Franz Niehoff, Leiter der Stadtmuseen, der nach Koenigs Tod im Februar 2017 auch Chef des Koenig-Skultpurenmuseums wurde.

Dass Koenig kein Niehoff-Freund war, ist bekannt. Der Verein sieht es daher als "späte Rache", dass Niehoff über den weltbekannten Künstler spricht, als sei er ein Provinzbildhauer gewesen ("bedeutendster Künstler Niederbayerns"). Niehoff muss weg, finden die Koenig-Freunde und werben auf ihrer Homepage um Unterstützer.

So weit, so bekannt. Bekannt ist auch, dass kürzlich mehrere Seiten im Netz auftauchten, die den Koenig-Freunden zwar unbekannt waren, deren Namen aber eins zu eins nach ihrem Verein klangen. Wer allerdings draufklickte, landete nicht bei den Koenig-Freunden, sondern auf der Homepage von Niehoffs Stadtmuseen. Der wiederum sagt, er habe damit nix zu tun. Doch als der Vereinschef nachschaute, wer die Seiten registrieren ließ, stieß er auf Niehoffs E-Mail-Adresse. Die Sache schien klar: Niehoff ist ein Homepage-Dieb.

Nun aber melden sich die Niehoff-Unterstützer: der Freundeskreis Stadtmuseum, der sich kürzlich in "Freundeskreis Museen der Stadt Landshut" umbenennen wollte. Doch einige Koenig-Freunde, die auch Mitglied im Stadtmuseum-Verein waren, stimmten dagegen.

Aus Ärger habe man dann deren Homepage gekapert - "in Absprache mit Franz Niehoff", sagt ein Mitglied des Stadtmuseum-Vereins der Landshuter Zeitung. Und irgendwie, findet das Mitglied, sei so ein Namensklau doch genauso harmlos wie ein Maibaumklau. Wer jetzt erwartet, dass der Stadtmuseum-Verein dem Koenig-Freunde-Verein die Internetadressen gegen ein Bierfassl und ein paar Leberkässemmeln zurückgibt, täuscht sich allerdings. "Eine Spende" müsse schon rüberwachsen, fordert die Stadtmuseum-Fraktion.

Ein Friedensangebot ist das nicht, sondern die nächste Provokation. Man ist fast froh, dass Fritz Koenig das alles nicht mehr erleben muss.

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Quelle:
SZ vom 28.08.2018
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