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KZ-Gedenkstätte Dachau:Polizei prüft erste Hinweise nach Diebstahl

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Erste Hinweise kamen aus der Bevölkerung

Nach dem Diebstahl der historischen Eingangstür zum Konzentrationslager Dachau hat die Polizei erste Erkenntnisse vorliegen. Die von Anwohnern stammenden Hinweise müssten nun ausgewertet und bewertet werden, sagte der Leiter der Polizeiinspektion Dachau, Thomas Rauscher. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte Rauscher keine Angaben machen, in welche Richtung die Hinweise zielen.

Wie Rauscher sagte, wird gegen die unbekannten Täter wegen des Verdachts auf Diebstahl ermittelt. Die Ermittlungen liefen in alle Richtungen. Es werde auch ein möglicher rechtsradikaler Hintergrund der Tat oder eine mögliche Auftragstat für einen Sammler geprüft.

Die Diebe hatten die schmiedeeiserne Tür mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" in der Nacht zum Sonntag gestohlen. Bei der Tür handelt es sich um die Originaltür des ersten von den Nationalsozialisten errichteten Konzentrationslagers. Der Schriftzug hingegen ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1965.

Bisher schwerster Angriff auf die Gedenkstätte

Bayerns Kulturminister Ludwig Spaenle (CSU) zeigte sich bei einem Besuch vor Ort von dem Diebstahl schockiert. Es sei "ein Anschlag auf den innersten Kern der Gedenkstätte". Womöglich müsse das Sicherheitskonzept für die Überwachung der Gedenkstätte nun überdacht werden, sagte Spaenle. Bisher wird dort auf eine permanente Überwachung mit Videokameras verzichtet.

Die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, sagte, die Täter müssen mit einer erheblichen kriminellen Energie vorgegangen sein. Es handele sich um den bisher schwersten Angriff auf die KZ-Gedenkstätte Dachau.

Vor fünf Jahren Diebstahl in Auschwitz-Birkenau

Der Leiter der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Piotr Cywinski, sieht in dem Diebstahl einen "Angriff auf das Erinnern". In Dachau seien die Grundlagen für Auschwitz und die anderen Todeslager gelegt worden, sagte er.

Der Diebstahl der Tür, die Teil des großen Haupteingangstors ist, erfordere eine Analyse des Risikos für Gedenkstätten, betonte Cywinski. In ganz Europa seien Erinnerungsorte wie die ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager unterfinanziert mit der Folge, dass die nötige Sicherheit nicht gewährleistet sei.

Cywinski erinnerte daran, dass vor fünf Jahren Diebe im Auftrag schwedischer Neonazis aus der Gedenkstätte Auschwitz ebenfalls den Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen hatten. Er konnte nach umfangreicher Fahndung innerhalb weniger Tage sichergestellt werden und befindet sich nach Restaurierung wieder am Lagertor des größten der deutschen Vernichtungslager.

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