Süddeutsche Zeitung

Kratzers Wortschatz:Die Erotik einer bayerischen Bixn

Bixn ist seit jeher eine scherzhafte Bezeichnung für ein Mädchen, das in seiner Lebhaftigkeit von der Norm abweicht. In Zeiten der Political Correctness lässt sich aus dem Wort allerdings ein diskriminierender Unterton heraushören

Bixnball

In Bayern ist der Fasching eine ernste Angelegenheit. Kürzlich gerieten die Veranstalter eines sogenannten Negerballs in Rassismusverdacht. Auch Maschkera wie Indianer und Hexen werden nun als Verstoß gegen die Political Correctness interpretiert. In Essenbach nahe Landshut hat am Freitagabend der Bixnball ein vielköpfiges Faschingsvolk angelockt. Es liegt wohl an den schwindenden Dialektkenntnissen im Lande, dass eine Intervention ausgeblieben ist. Denn beim Wort Bixn lässt sich ebenfalls ein diskriminierender Unterton heraushören. Dafür spricht der anrüchige Brauch, eine Familie, in der das erstgeborene Kind ein Mädchen ist, als Bixnmacherei aufzuzwicken. Bixn ist eine scherzhafte Bezeichnung, wobei oft jene Mädchen als Bixn bezeichnet werden, die in ihrer Lebhaftigkeit von der Norm abweichen. Eigentlich ist eine Bixn eine Büchse. Der Sprachwissenschaftler Ludwig Zehetner erwähnt in diesem Zusammenhang ein Behältnis aus Buchsbaumholz (von mittellateinisch buxis oder griechisch pyxis). Unter diesem Aspekt steht das Wort Bixn laut Zehetner sinnbildlich auch für die Vulva. Im aktuellen Vilstalboten, einem Anzeigenblatt, wirbt unter der Rubrik Erotisches eine Dame namens Maria: "Bayer. Bixn, zu jeder Schandtat bereit!"

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3395945
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.02.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.