Süddeutsche Zeitung

Korruptionsaffäre:Regensburg: Sondersitzung wegen Millionenkredit an Bauunternehmer Tretzel

Von Wolfgang Wittl, Regensburg

Der umstrittene Kredit für den Bauunternehmer Volker Tretzel könnte für die Sparkasse Regensburg unangenehme Folgen haben. Er werde dazu eine Sondersitzung des Verwaltungsrats beantragen, kündigt CSU-Stadtrat Christian Schlegl an. Um einen "noch schlimmeren Imageschaden für die Sparkasse und vor allem ihre Mitarbeiter" abzuwenden, seien "eine Aufarbeitung und Aufklärung unverzüglich nötig", sagt Schlegl, der selbst dem Verwaltungsrat angehört.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Sparkasse im Frühjahr 2016 für ein Konto des Ehepaars Tretzel einen Kontokorrentkredit in Höhe von 4,5 Millionen Euro gewährt - zum ungewöhnlich niedrigen Zinssatz von 0,6 Prozent. Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) hat dem Billig-Kredit als Verwaltungsratschef der Sparkasse zugestimmt. Die Justiz verdächtigt den OB offenbar, er habe davon im Gegenzug auf weitere Spenden Tretzels an seinen SPD-Ortsverein gehofft. Wolbergs und Tretzel sitzen wegen Korruptionsverdachts seit Wochen in Untersuchungshaft.

Nach Schlegls Angaben sei aber nicht der gesamte Sparkassen-Verwaltungsrat für Kreditvergaben zuständig gewesen, sondern ein 2008 gegründeter "Kredit- und Personalausschuss" (KPA), dem er, Schlegl, anders als Wolbergs zu keiner Zeit angehört habe.

Berichte über Entscheidungen des KPA seien im Verwaltungsrat mit Verweis auf das Bankgeheimnis dann stets "ohne Unterlagen, mündlich und unter keinerlei Nennung von Konditionen oder Vereinbarungen erfolgt", ehe das Gremium zustimmte. Es müsse nun geklärt werden, wie es zu diesen Konditionen kommen konnte und warum diese nicht auffällig geworden seien, fordert Schlegl. Er halte sie für ebenso wenig akzeptabel wie ein mögliches Einwirken von Wolbergs.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2017
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