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Karwendel:Der Bergwald brennt

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Was passiert, wenn ein unzugänglicher Wald in den Alpen brennt? Ein Fall für Helikopter, so wie derzeit im Karwendel-Gebirge.

Heiner Effern, Lenggries/Hinterriß

In den Bergwäldern des Ausflugsziels Hinterriß im Karwendel kämpfen Feuerwehren aus Bayern und Tirol seit Dienstagnachmittag gegen einen großen Waldbrand. Die Flammen haben Bäume und Pflanzen auf einem bis zu zehn Hektar großen Gebiet vernichtet.

Feuerwehrmänner aus dem österreichischen Achenkirch und aus Lenggries unterstützten den ganzen Mittwoch vom Boden aus drei Helikopter, die über dem Gebiet auf etwa 100 Metern Höhe Wasser abwarfen.

Brand in unwegsamen Gelände

Eine Löschleitung die steilen Hänge hinauf konnten die Feuerwehren nicht legen. "Das ist unwegsames Gelände, da kommt man nicht hin", sagte Nikolaus Zöschg von der zuständigen Polizeiinspektion Achenkirch. Eine Gefährdung von Personen wird deshalb nicht angenommen.

Das Brandgebiet liegt 300 Meter über dem Talgrund südlich des kleinen Flusses Riß im Gemeindegebiet von Vomp in Tirol. Die einzige Anfahrtmöglichkeit führt über bayerisches Gebiet am Sylvenstein-Stausee.

Von dort aus fahren viele Ausflügler aus Bayern und Österreich weiter in die Eng zu den berühmten Ahornböden. Als der Brandalarm am Dienstagnachmittag gegen 16.30 Uhr einging, hatten die Feuerwehrleute aus Lenggries deshalb den kürzeren Anfahrtsweg. Zusammen mit den Kollegen aus Österreich bauten sie im Tal Behälter auf, in die sie Wasser aus der Riß pumpten.

Eine Scherbe genügt

In diesen künstlichen Wasserbecken füllten die Hubschrauber vom österreichischen Landesheer und Innenministerium ihre Löschsäcke immer wieder auf. Wasser genug führt die Riß aufgrund der Schneeschmelze. Obwohl am Mittwochnachmittag die Flammen weitgehend gebannt waren, konnte die Polizei noch keine Entwarnung geben.

Da über Nacht die Helikopter nicht fliegen können, besteht die Möglichkeit, dass aus Glutnestern neue Brände entstehen. Auch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatten sich die Flammen ungebremst wieder verbreiten können.

Die Brandursache konnte die Polizei bisher nicht klären. Sie geht jedoch von einer Selbstentzündung aus. Die steilen Hänge unterhalb des Wanderziels Schönalm verloren wahrscheinlich ihre Schneedecke frühzeitig durch Lawinenabgänge, so dass schon früh das Gras darunter frei lag.

In den vergangenen Tagen trocknete die fürs Frühjahr ungewöhnlich starke Sonne die meist südseitig gelegenen Wiesen aus. Eine erhitzte Glasscherbe oder ein Stück Metall könnte dann zum Ausbruch des Brandes geführt haben.

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Quelle:
SZ vom 9. April 2009/odg
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