Süddeutsche Zeitung

Integration:"Es gibt zu wenig türkische Gesichter in der Politik"

Nach einer Studie sind türkische Einwanderer in Bayern am schlechtesten integriert. Den Landtagsabgeordneten Tasdelen überrascht das nicht: Dass Integration in Bayern funktioniert, sei eigentlich nur Zufall.

Arif Tasdelen war noch jung, als sein Vater nach Deutschland ging, um als Bauarbeiter zu arbeiten - vorübergehend, wie er zunächst dachte. Acht Jahre später holte er seine Familie zu sich nach Bayreuth: in ein fremdes Land mit einer unbekannten Sprache, weit weg von Freunden und Verwandten.

Einer aktuellen Studie der Hanns-Seidel-Stiftung zufolge sind türkische Einwanderer am schlechtesten in Bayern integriert. Arif Tasdelen überrascht das nicht: Die Politik mache Türken zu wenige Angebote, auch gebe es noch viel zu wenig Migranten in der Politik. Dabei scheint der 42-Jährige selbst ein Paradebeispiel gelungener Integration zu sein: Er spricht perfekt Deutsch und sitzt für die SPD im Bayerischen Landtag. Dort ist Tasdelen integrationspolitischer Sprecher seiner Fraktion und Vorsitzender der Enquete-Kommission "Integration in Bayern aktiv gestalten und Richtung geben". Er fühle sich in Deutschland zu Hause, sagt Tasdelen - auch wenn er weder Schäufele noch Bratwürste isst.

Doch dass er so schnell Deutsch lernte, zur Wirtschaftsschule ging und Karriere machte, sei letztlich nur Zufall gewesen, erzählt Tasdelen. Der Staat habe damals keinerlei Anstrengungen unternommen, die türkischen Gastarbeiter und ihre Familien zu integrieren; beide Seiten gingen schließlich davon aus, dass sie nicht dauerhaft in Deutschland bleiben würden.

Doch Integration beschränkt sich nicht auf politische Partizipation, auch Fußball und die Identifikation mit der Nationalmannschaft gelten vielen als wichtiger Gradmesser. Welches Ergebnis wünscht sich also Arif Tasdelen bei einem Spiel Deutschland gegen die Türkei? Im Interview verrät er die Antwort.

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