Süddeutsche Zeitung

Haderthauers Modellbauaffäre:Das fragwürdige Geschäft mit Oldtimern

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Nach der Durchsuchung im Bezirkskrankenhaus Straubing wächst der Druck auf Hubert Haderthauer. Seine Ehefrau, Christine Haderthauer, und die Staatsanwaltschaft München schweigen. Nur der Anwalt redet.

Von Dietrich Mittler, München

Staatskanzleichefin Christine Haderthauer war bereits im Voraus klar, dass sich am Dienstagnachmittag nur die wenigsten Journalisten allein für die Ergebnisse der Kabinettssitzung interessieren würden. Sie bat die Medienvertreter nach der Pressekonferenz vor die Tür, um dort aber umgehend klarzustellen, dass sie offiziell keine Erklärung abgeben werde.

Es geht wieder einmal um die sogenannte Modellbau-Affäre, in deren Zentrum Haderthauers Ehemann steht, der Ingolstädter Landgerichtsarzt Hubert Haderthauer. Die unerfreulichen Schlagzeilen, dass der Arzt von psychisch kranken Straftätern exklusive Oldtimer-Modelle bauen ließ, um sie womöglich für fünfstellige Beträge zu verkaufen, schienen fast schon in Vergessenheit geraten zu sein - doch jetzt steht plötzlich der Vorwurf des Steuerbetrugs im Raum.

Staatsanwaltschaft München II hält sich bedeckt

Mitte vergangener Woche war die Staatsanwaltschaft München II in Begleitung von Zollbeamten unangemeldet im Bezirkskrankenhaus Straubing aufgetaucht. Ziel der Aktion: Akten zu sichern, die Auskunft darüber geben, wie viele hochwertige Oldtimer-Modelle genau in Straubing von psychisch kranken Straftätern gefertigt und dann an die Firma "Sapor Modelltechnik" zum Weiterverkauf ausgeliefert wurden.

Hubert Haderthauer, aber auch seine Frau Christine, waren zeitweilig Gesellschafter dieser Firma. Als sie 2008 bayerische Sozialministerin wurde, verkaufte er seine Geschäftsanteile. Wie schon am Montag hielt sich die Staatsanwaltschaft München II auch am Dienstag bedeckt. "Wir äußern uns nicht", sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich.

Anwalt bestätigt Zusammenhang mit "steuerlicher Überprüfung"

Der Ingolstädter Anwalt Michael Regler, der Hubert Haderthauer vertritt, bestätigt jedoch, dass die Durchsuchung im Zusammenhang mit einer "steuerliche Überprüfung" seines Mandanten stehe. "Es gibt angeblich Differenzen zwischen der Anzahl der hergestellten Automodelle und der in der Buchhaltung von Herrn Haderthauer erfassten Modelle", sagt Regler. Im Fokus der Ermittler liege dabei der Zeitraum von 2007 bis zum Verkauf der Anteile am 31. Oktober 2008. Die derzeitigen Ermittlungen, so betont der Anwalt, "richten sich ausdrücklich nicht gegen Christine Haderthauer, sondern nur gegen ihn".

Hubert Haderthauer selbst war telefonisch nicht erreichbar. Aus seinem Umfeld hieß es, am Ende der Überprüfungen werde ein Unschuldsbeweis stehen. Da ist sich der Münchner Strafverteidiger Adam Ahmed nicht so sicher: "Ich glaube, die Luft wird langsam dünn für Herrn Haderthauer", sagte er. Ahmed vertritt jenen Patienten im Bezirkskrankenhaus, der maßgeblich an der Oldtimer-Produktion beteiligt ist. Er wurde ebenfalls vernommen. "Die haben da einiges an Unterlagen auf ihren Wagen geladen", beschreibt er die Durchsuchung.

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SZ vom 28.05.2014
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