Süddeutsche Zeitung

Haderthauer verärgert Seehofer:Kurz vor dem Rauswurf

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Ministerpräsident Seehofer ist sauer: Wegen ihrer Kritik an CSU-Ikone Franz Josef Strauß erwog er nach SZ-Informationen offenbar, Christine Haderthauer aus dem Kabinett zu werfen.

Peter Fahrenholz

Sozialministerin Christine Haderthauer stand wegen ihrer Bemerkung, wonach der ehemalige CSU-Chef Franz Josef Strauß kein Vorbild sei, offenbar kurz vor ihrem Rauswurf aus dem Kabinett. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll Ministerpräsident Horst Seehofer erwogen haben, Haderthauer deswegen zu entlassen.

In einer Sitzung führender CSU-Politiker am Sonntagabend in der Staatskanzlei hat Seehofer nach Angaben von Teilnehmern gesagt, er habe kurzzeitig überlegt, Haderthauer "rauszuschmeißen", dann aber entschieden, ihr noch eine "Bewährungsfrist" einzuräumen. Seehofer war über Haderthauers Ausrutscher so erzürnt, dass er sofort bei ihr intervenierte.

Das Verhältnis zwischen beiden gilt ohnehin als angespannt. Seehofer hatte die ehemalige Generalsekretärin zur allgemeinen Überraschung vor allem deshalb in sein Kabinett berufen, um damit das Manko an jüngeren Frauen in Führungsämtern ein wenig abzumildern.

In der CSU wird Haderthauer nicht nur ihre Distanzierung von Strauß übelgenommen, sondern auch, dass sie im gleichen Atemzug ausgerechnet die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher zu ihren Vorbildern gezählt hatte. Die Liberale gilt in der CSU seit jeher als rotes Tuch.

"Das Mädchen hat eine ganz fatale Neigung zu dummschwätzerischen Bemerkungen", sagte ein führender CSU-Mann über Haderthauer. Süffisant wird in der CSU daran erinnert, dass Franz Josef Strauß selbst solche Äußerungen gerne als "Wortdurchfall" bezeichnet hat.

Für Haderthauers weitere Karriereplanung könnte die Plauderei über die CSU-Ikone Strauß noch unangenehme Folgen haben. Sie will im Sommer neue Vorsitzende der Frauen-Union werden, und zwar "unbedingt", wie es in Parteikreisen heißt. Damit könnte sich die 46-Jährige eine eigene Hausmacht in der CSU aufbauen, was es schwerer machen würde, sie bei künftigen Regierungsbildungen zu übergehen. "Das wird ihre Chancen erheblich schmälern", sagte ein CSU-Vorstandsmitglied.

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Quelle:
SZ vom 21.04.2009
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