Süddeutsche Zeitung

Grenzverkehr:Züge zwischen Salzburg und Freilassing fahren bald wieder

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Von Heiner Effern, Freilassing/Passau

Lokalpolitiker und Bahnbetreiber fordern vehement eine schnelle Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Salzburg und Freilassing. "Wir brauchen das für unsere Schüler und Pendler. Den jetzigen Stillstand kann man nicht einfach Woche für Woche verlängern. Das ist für uns nicht akzeptabel", sagt der Berchtesgadener Landrat Georg Grabner (CSU).

Auch ein Vertreter der ÖBB verspürt "enormen Druck", wieder eine S-Bahn-Verbindung zwischen den Städten anzubieten. Vertreter aus Österreich und des Meridians, der den Nahverkehr zwischen München und Salzburg betreibt, trafen sich am Montag in München, um möglichst schnell einen Notfahrplan zu organisieren.

Züge im Zweistundentakt

Der könnte laut internen Planungen so aussehen: Am kommenden Donnerstag sollen erstmals wieder Meridian-Regionalzüge von Salzburg über die Grenze nach Freilassing fahren. Alle zwei Stunden werde der private Betreiber eine Garnitur losschicken, heißt es von Leuten, die mit den Verhandlungen vertraut sind.

Die Österreichischen Bundesbahnen sollen derweil prüfen, auch wieder S-Bahnen über die Grenze fahren zu lassen. Diese sollen wohl ohne Halt direkt vom Hauptbahnhof nach Freilassing verkehren. Zwei Probleme müssen dazu gelöst werden: Wie gelingt es, dass möglichst keine Flüchtlinge diese Verbindungen nützen? Und in welchem Takt können Züge in Freilassing ankommen, damit die Bundespolizei dort mit den Kontrollen nachkommt?

Bisher sahen sich die Bahn-Betreiber nicht im Stande, in Salzburg den Zustieg in die Züge zu überwachen. Die Bundespolizei hätte die voll besetzten Waggons frühestens am Freilassinger Bahnhof kontrollieren können. Das hätte aber zu so vielen Stunden Verspätung pro Zug geführt, dass der Fahrplan zusammengebrochen wäre.

Deshalb setzten sie den Verkehr freiwillig aus. Beim Fernverkehr auf der Strecke Salzburg - München wird das vorerst so bleiben. Die Deutsche Bahn, die dort normalerweise in Kooperation mit der Österreichischen Bundesbahn IC- und EC-Züge sowie Railjets fahren lässt, hatte sich ebenfalls im September entschieden, den Zugverkehr vorübergehend einzustellen.

Zu Beginn der Grenzkontrollen am 14. September seien den Zügen aus Salzburg Richtung Deutschland bis zu 700 Flüchtlinge gesessen, heißt es aus Bahnkreisen. Teilweise benötigten die Bundespolizisten drei Stunden, um einen einzigen Zug kontrollieren.

Das wiederum hatte weitere Verspätungen bei anderen Zügen zur Folge, sodass die Bahn beschloss, die Linie zu unterbrechen. Zunächst war das nur bis 4. Oktober geplant, inzwischen wurde die Unterbrechung aber bis 12. Oktober verlängert. Ob danach der Fernverkehr wieder aufgenommen wird, ist aber äußerst zweifelhaft.

Verbindung nach Wien funktioniert

Besser sieht es auf der Verbindung aus Wien aus. Von dort fahren immer noch regelmäßig ICE-Züge der Deutschen Bahn über Passau weiter nach Nürnberg oder auch Frankfurt. Das liegt daran, dass diese Strecke bei weitem nicht so stark von Flüchtlingen genutzt wird wie die Strecke von Salzburg aus. Die Kontrollen durch die Bundespolizei finden dort allerdings auch nicht im Zug statt, sondern auf dem Bahnsteig.

Flüchtlinge, die beispielsweise in Passau aussteigen, werden dort auf dem Bahnsteig von Bundespolizisten in Empfang genommen, sodass der Zug sofort weiterfahren kann. Derzeit sind es etwa 4000 Menschen pro Tag. Neben den regulären ICE- und Regionalbahnen fahren täglich mehrere Sonderzüge aus dem österreichisch-ungarischen Grenzort Nickelsdorf und anderen Teilen Österreichs nach Passau. "Jeder Zug wird angehalten und kontrolliert, die Migranten steigen aus und werden bei uns der Registrierung zugeführt", sagt Bundespolizeisprecher Frank Koller.

Sonderzüge für Flüchtlinge

Auf der Strecke von Salzburg nach München hätte diese Vorgehensweise jedoch wegen der viel größeren Zahl von Flüchtlingen nicht funktioniert. Ziel sei aber, möglichst bald wieder regulären Zugverkehr zwischen München und Salzburg anzubieten, sagte ein Bahnsprecher. Die einzigen Züge, die in den vergangenen Tagen auf dieser Strecke gefahren sind, waren Sonderzüge.

Etwa viermal am Tag fährt die Bahn auf Anweisung der Behörden rund 500 Flüchtlinge von Salzburg zu verschiedenen Orten in Deutschland, beispielsweise nach Berlin, Düsseldorf, Mannheim oder Leipzig. Insgesamt hat sie in den vergangenen vier Wochen mehr als 150 000 Flüchtlinge in 1500 Zügen durch Deutschland befördert.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2015
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