Süddeutsche Zeitung

Gesundheitsministerium:Den Pollen auf der Spur

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Neue Geräte sollen Vorhersagen genauer und aktueller machen

Von Dietrich Mittler, München

Bis zu 30 Prozent der bayerischen Bevölkerung leidet an Allergien, die durch Pollen verursacht werden, doch für sie gibt es nun eine gute Nachricht: Dank moderner Geräte soll die Pollenflugvorhersage deutlich genauer und aktueller werden. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) startete am Freitag im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen die erste von insgesamt acht elektronischen Pollenmessstationen. Vorläufig wird der neuartige Pollenmonitor nur im Testbetrieb laufen, doch bereits im kommenden Jahr sollen alle Stationen in den Regelbetrieb gehen. Als weitere Standorte neben Garmisch-Partenkirchen wurden nach intensiven Vorstudien Altötting, Marktheidenfeld, Viechtach, Mindelheim, München, Feucht und Hof festgelegt. Gemeinsam sollen die dort installierten Messstationen Allergiker mit ortsspezifischen Daten zum Pollenflug versorgen.

Die im Volksmund als "Heuschnupfen" bekannten Beschwerden, die der Pollenflug jedes Jahr auslöst, schränken die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Bei manchen können dadurch Atemwegsbeschwerden bis hin zu Asthma auftreten. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) leiden im Freistaat mehr als zwei Millionen Menschen an einer Allergie oder an Überempfindlichkeitsreaktionen. Etwa 490 000 Erwachsene und circa 85 000 Kinder und Jugendliche seien von Asthma bronchiale betroffen. Um eine solche Verschlechterung des Gesundheitszustands zu vermeiden, sei es daher ratsam, bei Verdacht auf Allergie zeitnah einen Arzt aufzusuchen. Allergietests führen unter anderem Hausärzte, Internisten und Kinderärzte durch.

Das von 2019 an zur Verfügung stehende elektronische Polleninformationsnetzwerk soll es den Betroffenen ermöglichen, rechtzeitig auf den Pollenflug reagieren zu können - sei es, dass sie entsprechende Medikamente zielgenau einnehmen, sei es, dass sie in dieser Zeit ihre Aktivitäten im Freien einschränken. Ziel sei es, so "eine gesteigerte Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität zu erreichen". Die bislang noch verwendete Messtechnik stammt aus dem Jahr 1952. Sie gilt mittlerweile als ausgesprochen umständlich, da Fachleute die Pollenanalyse mit Hilfe eines Mikroskops erstellen müssen. "Daher liegen die Pollendaten den Wetterdiensten meist erst mehrere Tage nach der Messung vor", heißt es beim LGL. In der Folge müssten immer noch viele Allergiker die Erfahrung machen, dass die Angaben und Vorhersagen der Wetterdienste nicht mit ihren tatsächlichen körperlichen Symptomen in Einklang zu bringen sind.

Die neuen Messstationen arbeiten indes völlig selbständig. Sie saugen ohne Unterbrechung Luftpartikel ein, die sodann in einem festgelegten Intervall von drei Stunden auf Pollen untersucht werden. Wie Gesundheitsministerin Melanie Huml mitteilte, fördert die Staatsregierung dieses "weltweit einmalige Projekt" als Teil der bayerischen Klimaanpassungsstrategie mit insgesamt zwei Millionen Euro.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2018
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