Süddeutsche Zeitung

Geschichte:Fischkonserve

Das Nürnberger Spielzeugmuseum präsentiert einen Fund aus dem Jahr 1521

Er sieht nicht spektakulär aus, für die Experten des Nürnberger Spielzeugmuseums ist der 9,5 Zentimeter kleine Holzfisch aber eine Sensation. "Es gibt kein vergleichbares Objekt in Deutschland", sagt Museumsleiterin Karin Falkenberg. Denn das Spielzeug ist wohl spätestens im Jahr 1521 entstanden.

Konservator Urs Latus schwärmt regelrecht von der "unglaublich harmonischen Form" und den professionell geführten Pinselstriche auf dem rot, schwarz und weiß gestreiften Bauch. "Es gibt aus dieser Zeit kaum Spielsachen aus Holz, die sich erhalten haben", erläutert Latus. Ob der Handschmeichler mit zwei eingesteckten Flossen ein Tastspielzeug für Kleinkinder war oder vielleicht ein Taufgeschenk, ist Spekulation. Sicher sei, dass es sich um ein Serienprodukt aus einer Drechslerwerkstatt handelt. Dass der Fisch in Nürnberg entstanden ist, gilt zumindest nicht als unwahrscheinlich. In der Zeit Albrecht Dürers, als die Stadt in wirtschaftlicher und kultureller Blüte stand, wurde dort bereits mit Spielwaren gehandelt. Alte Zeichnungen zeigen Handwerker, die an einer per Fußpedal betriebenen Drechselbank sitzen. So kann der Fisch etwas über das Leben vor 500 Jahren erzählen.

Ein Unternehmer aus der Stadt Nauburg in Sachsen-Anhalt hatte das Spielzeug bei der Sanierung eines Altbaus entdeckt, wo es wohl 1521 bei Bauarbeiten hinter eine Wand geraten war, und dem Nürnberger Museum geschenkt.

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Quelle:
SZ vom 19.04.2018 / henz
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