Süddeutsche Zeitung

Freie Wähler:Fleisch vom Fleische der CSU

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Die Freien Wähler sind erst seit zehn Jahren im Landtag vertreten. Nun sind sie bereit für ein Bündnis mit den Christsozialen.

Von Katja Auer

Die Freien Wähler, das zumindest ist nach Schließung der Wahllokale gleich klar, sind einer der großen Gewinner dieser Landtagswahl. So gut schneiden sie ab, dass sie vielleicht bald an der Seite der einst so mächtigen CSU das Land regieren können. 11,5 Prozent erreichen sie den ersten Hochrechnungen zufolge. Damit konnten sie ihr Ergebnis von 2013 verbessern, damals schafften sie neun Prozent. "Das ist ein starkes Ergebnis. Ich bin sehr zufrieden", sagt Landes- und Fraktionsvorsitzender Hubert Aiwanger. "Wir haben uns gegen die Konkurrenz im bürgerlichen Lager sehr gut behauptet." Aiwanger geht davon aus, "dass wir in eine Koalition gerufen werden". Und wenn das Angebot passe, "dann machen wir das".

Das ist ein rasanter Aufstieg für die Partei, die erst seit zehn Jahren im Bayerischen Landtag vertreten ist. Damals schafften sie den Sprung mit 10,2 Prozent. Ein Triumph für die Partei, die lange keine sein wollte. Entstanden sind die Freien Wähler in den Kommunen, oft als Abspaltung von der CSU, als Bürger eigene Listen gründeten, weil sie mit CSU-Kandidaten nicht einverstanden waren.

Eine Koalition mit der CSU könnte funktionieren

Das Konzept bewährte sich, die Freien Wähler stellen in Bayern um die 600 Gemeinderäte, viele Landräte und Bürgermeister. Weil sie pragmatisch und erfolgreich regieren, durchaus mit wechselnden Bündnispartnern, haben sie sich etabliert. Eine ideologiefreie Alternative zu den alteingesessenen Parteien wollten sie einst sein, deswegen gab es Proteste in den eigenen Reihen, als sie zur Landtagswahl antraten. Zweimal kandidierten sie auch für die Bundestagswahl, ohne Erfolg.

Inhaltlich sind die Freien Wähler nicht weit weg von der CSU, auch sie vertreten bürgerlich-konservative Werte mit einem starken Schwerpunkt in den Kommunen. Sie wollen sich um die Nöte der Normalbürger kümmern, das können Straßenausbaubeitragsgebühren sein, die die CSU inzwischen auf Druck der Freien Wähler abschaffte. Oder auch Mobilfunklöcher, die sie wortgewaltig anprangern. Fleisch vom Fleische der CSU seien die Freien Wähler, so werden sie oft beschrieben. Eine Koalition mit der CSU könnte funktionieren, die inhaltlichen Differenzen jedenfalls erscheinen überbrückbar.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2018
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