Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern :Immer Ärger mit der Verwandtschaft

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Der Bürgermeister von Feldkirchen-Westerham hat sechs Kinder und gleich zwei sitzen mit ihm im Gemeinderat. Dass aber ein dritter Bruder ein paar Schwarzbauten auf seinem Hof stehen hat, das hat dann angeblich doch keiner aus der Familie mitbekommen.

Glosse von Matthias Köpf

Für seine Kinder sei es eher ein Nachteil, dass er Bürgermeister ist, sagt Hans Schaberl. Und es wären gar nicht so wenige Leute, die da Nachteile erlitten, schließlich hat Hans Schaberl sechs Kinder. Vielleicht engagieren sich zwei seiner drei Söhne ja seit dem vergangenen Jahr ebenfalls im Gemeinderat von Feldkirchen-Westerham, damit sie wenigstens die schlimmsten Nachteile abwenden können.

Nicht dass es ihnen geht wie ihrem Bruder, der vor einigen Jahren vom Vater den Hof übernommen hatte und dem das Landratsamt Rosenheim dort nun den Bau eines neuen Hauses eingestellt hat - mangels Baugenehmigung, wie es zu Begründung heißt. Der Vater will das familiäre Vorhaben aber nie als Schwarzbau erkannt haben.

Dabei hatte der Bauausschuss des Gemeinderats erst im Januar dieses Jahres das sogenannte gemeindliche Einvernehmen zu fünf anderen Gebäuden auf dem Schaberl'schen Hof erteilt - und auch das schon nachträglich. Denn die Maschinen- und Heulagerhalle stand zu der Zeit ja längst. Die Garage ebenso. Und die Werkstatt. Die Schleppergarage auch. Der Rinderstall sowieso. Zum Teil hatte sie schon der Senior gebaut, und vieles hatte sich über die Jahre so verdichtet und verfestigt, dass die Bauaufsicht nun auf die Genehmigungspflicht hingewiesen hat - selbst wenn diese Pflicht damals vielleicht noch gar nicht bestanden hätte, oder jedenfalls nicht gleich für alle fünf Gebäude.

Denn so ein Hof ist ja kein Gewerbegebiet, zumindest rein planungsrechtlich. Ein Landwirt kann da für seine betrieblichen Zwecke ein Bauprivileg in Anspruch nehmen, was mancher Bauer so interpretiert, dass er auf seinen Flächen sowieso tun kann, was er will, ohne dass ihm da im Rathaus oder im Landratsamt irgendeiner dreinreden dürfte.

Aber der Junior hatte doch für alle fünf Gebäude nachträglich Anträge gestellt. Warum stelle ihm das Landratsamt dann für ein sechstes den Bau ein, von dem man schon wieder nichts wisse, fragten manche Gemeinderäte. Laut dem Senior hatte der Junior in diesem Fall die Sanierung eines alten Gesindehauses beantragt - und beim Sanieren sei es halt leider eingestürzt, so dass man es in aller Eile durch einen Neubau ersetzt habe. Und zumindest der Sanierung hatte die Gemeinde ja schon längst ihr Einvernehmen erteilt. Nur halt nicht der Gemeinderat, denn das habe man im Rathaus wegen Corona lieber ohne Sitzung erledigt. Der Neubau sieht von außen übrigens auch schon ziemlich fertig aus. Und vielleicht wird er ja noch genehmigt.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2021
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