Süddeutsche Zeitung

Ermittlungen:Landtagsabgeordneter Förster wurde in Therapieeinrichtung verhaftet

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Von Lisa Schnell

Im Fall des verhafteten zurückgetretenen SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster gibt es neue Details. Die Staatsanwaltschaft wirft Förster unter anderem schweren sexuellen Missbrauch einer widerstandsunfähigen Person vor. Dabei handelt es sich nach SZ-Informationen um zwei Vergehen an derselben Person.

Ein Mensch kann aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Widerstand fähig sein, etwa durch eine Behinderung, weil er im Schlaf übermannt wird oder aber unter starkem Drogen- oder Alkoholeinfluss steht. In Försters Fall handelt es sich wohl um Drogen- oder Alkoholeinfluss, eine Betäubung etwa durch K.-o.-Tropfen soll nicht vorliegen. Auch besteht laut SZ-Informationen kein Zusammenhang zwischen dem mutmaßlichen schweren sexuellen Missbrauch und den anderen Vorwürfen gegen Förster. Die Ermittlungen gegen ihn wurden aufgenommen, da eine Prostituierte ihn wegen Körperverletzung und der unrechtmäßigen Aufnahme von Bildern anzeigte.

Bei den kinderpornografischen Schriften ist nicht ganz klar, ob es sich nur um Posing-Bilder handelt oder um eine härtere Art der Kinderpornografie. Posing-Bilder gelten auch als Kinderpornografie, wenn sie nackte oder halbnackte Kinder in einer unnatürlich geschlechtsbetonten Haltung zeigen oder ihre Genitalien in den Fokus nehmen. Solche Bilder spielten auch im Fall des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy eine Rolle. Zu Beginn der Ermittlungen hatte Försters Anwalt noch abgestritten, dass Kinderpornografie eine Rolle spielen könnte.

Förster wurde von den Polizeibeamten in einer Therapieeinrichtung bei Passau abgeholt, heißt es. Er soll sich aufgrund der hohen psychischen Belastungen durch die Vorwürfe in Behandlung begeben haben. Seine Verhaftung wurde mit Flucht- und Verdunklungsgefahr begründet. Außerdem sind die nun neu gegen ihn erhobenen Vorwürfe weit gravierender. Schwerer sexueller Missbrauch an einer widerstandsunfähigen Person gilt als ein Verbrechen mit einer Mindeststrafe von zwei Jahren Haft. Da es sich um zwei Fälle handelt und noch der Besitz von Kinderpornografie hinzukommt, kann im Falle einer Verurteilung mit einer längeren Haftstrafe gerechnet werden.

Förster ist aus der SPD ausgetreten, hat all seine Parteiämter niedergelegt und seinen Rücktritt als Abgeordneter zum Ende des Jahres erklärt. "Da ist man sprachlos", sagt seine frühere Parteikollegin und SPD-Vorstandsmitglied im Landtag, Inge Aures, über die neuen Vorwürfe. Das hätte kein Mensch erwartet, sagt sie. Die Vorwürfe müssten "mit aller Vehemenz" aufgeklärt werden. "Da gibt es kein Pardon", sagt Aures. Auf die SPD aber hätten die neuen Entwicklungen "keine Auswirkungen". Mit seinem Austritt aus der SPD sei die Sache "mit uns jetzt auch erledigt". Über den freiwilligen Austritt Försters sei sie "auch froh".

Es sei "unangenehm" für Linus Förster, mit der SPD aber habe das "gar nichts zu tun", sagte auch der Landtagsabgeordnete Franz Schindler. Der bayerische SPD-Chef Florian Pronold ließ lediglich ausrichten, er werde sich nicht äußern - da Förster nicht mehr der SPD angehöre.

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