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Einsatz für Olympia in Garmisch:Seehofers Charme-Offensive

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Der Ministerpräsident soll Bewegung in die festgefahrene Olympia-Bewerbung bringen: Am Dienstag tagt das Kabinett in Garmisch-Partenkirchen. Dort hofft man, dass Seehofer den Garmischer Bürgermeister in die Schranken weist.

Heiner Effern

Wenn Ministerpräsident Horst Seehofer persönlich anreist und dazu noch all seine Minister mitbringt, dann soll das ein starkes Zeichen sein. So war das ursprünglich auch für die Kabinettssitzung am Dienstag in Garmisch-Partenkirchen geplant. Nicht weniger als der Durchbruch in der schwierigen Planung für die olympischen Winterspiele 2018 sollte verkündet werden, doch mit strahlendem Erfolgs-Lächeln und Händeschütteln wird es nichts. Im Gegenteil, der Ministerpräsident ist als Krisenmanager gefragt: Noch immer weigern sich Grundstücksbesitzer, ihre Wiesen und Äcker für die Winterspiele zur Verfügung zu stellen.

Seehofer wollte sich vor seinem Besuch zu den Problemen in Garmisch-Partenkirchen nicht äußern. Doch sein Kabinett hat sich in die verfahrenen Verhandlungen zwischen Bürgermeister Thomas Schmid (Christlich Soziales Bündnis) und den betroffenen Grundstücksbesitzern bereits kräftig eingemischt - oder versucht es zumindest.

Nachdem die Bauern ihren eigenen Minister Helmut Brunner abblitzen ließen, trafen sie Ende vergangene Woche mit Staatskanzlei-Chef Siegfried Schneider zusammen. "Jetzt müssen wir abwarten, ob unsere Bedenken ernst genommen werden", sagt Josef Glatz, Chef der Weidegenossenschaft Garmisch zurückhaltend. Rechnet er denn damit, dass auch Ministerpräsident Horst Seehofer mit den betroffenen Grundstücksbesitzern reden wird? "Davon weiß ich nichts", sagte Glatz. Im Besuchsprogramm der Staatskanzlei ist ein solcher Punkt jedenfalls nicht enthalten.

Hoffen auf den Seehofer-Effekt

Im Garmisch-Partenkirchener Rathaus freut man sich offiziell darüber, dass sich die Staatsregierung "die Winterspiele auf die Fahne geschrieben hat", sagte Florian Nöbauer, Sprecher von Bürgermeister Schmid. Der Bürgermeister und seine Mitstreiter halten die Diskussionen ohnehin für übertrieben. "An der Grundstücksfrage scheitert Olympia nicht. Mit den Zusagen, die wir schon haben, gibt es ein olympisches Dorf, wenn auch kein so schönes", sagte Nöbauer. Dann müsse man eben höher bauen. Die Gemeinde verhandle trotzdem weiter, um "möglichst noch die Note eins" für das sogenannte Snow-Village zu erreichen. Zeitdruck verspüre man nicht.

Ob Ministerpräsident Seehofer das auch so entspannt sieht, wird Bürgermeister Schmid am späten Dienstagnachmittag wissen. Dann wird Seehofer mit Landrat Harald Kühn und den Landkreis-Bürgermeistern sprechen. In Garmisch-Partenkirchen hofft so mancher, dass Seehofer deutliche Worte an Bürgermeister Schmid richtet. "Der ist der Übeltäter, nicht die armen Bauern. Das verstehen allmählich immer mehr Leute", sagt etwa Sigrid Meierhofer, die Fraktionsvorsitzende der SPD in Garmisch-Partenkirchen. Der Bürgermeister habe "über den Grund der Landwirte verfügt, ohne mit denen zu sprechen. Er muss begreifen, dass Olympia nicht sein Privatvergnügen ist."

Die Angebote von Innsbruck und aus dem Allgäu, einen Teil oder sogar alle Garmischer Sportveranstaltungen zu übernehmen, werden im Garmischer Rathaus nicht ernsthaft diskutiert. "Es steht jedem frei, sich anzubieten", sagte Sprecher Nöbauer, der für die laufenden Verhandlungen auf einen positiven Effekt durch den Seehofer-Besuch hofft. Und damit der Ministerpräsident wenigstens eine Erfolgsmeldung verkünden kann, haben sie für ihn in Garmisch noch einen zweiten Termin organisiert: Seehofer darf den Bau der Garmischer Umgehung durch das Kramer-Massiv eröffnen.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2010
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