Süddeutsche Zeitung

Die Woche:Das war

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Es ist immer gut, wenn man am Ende einer Woche was dazugelernt hat. Wie die Asylbewerber, denen Justizminister Winfried Bausback in Ansbach das deutsche Recht näherbrachte und damit den Auftakt machte zu einer ganzen Reihe von solchen Kursen. Es kann schließlich nicht schaden, sich mit der Demokratie vertraut zu machen. Die Bayern-SPD allerdings hat in dieser Woche deren ganze Härte zu spüren bekommen und wieder einmal erfahren, dass sie ganz weit weg ist von der Volkspartei, die sie gerne wäre. Nur noch 16 Prozent der Bayern würden die Sozis zurzeit wählen, hat die jüngste Umfrage ergeben. Noch schlechter sieht es für die Freien Wähler aus, die kriegten demnach nur noch knapp die Kurve in den Landtag. Was daraus für Lehren zu ziehen sind, lässt sich wohl unterschiedlich auslegen, FW-Chef Hubert Aiwanger jedenfalls fand es ganz toll, dass der Landshuter Landrat Peter Dreier in einer Protestaktion 31 Syrer in einem Bus der Kanzlerin vor die Tür karrte. Mancher von denen wiederum lernte dabei, dass die Politik offenbar nicht ohne populistische Schaufenster-Aktionen auskommt. Wohnungen haben sie in Berlin jedenfalls auch nicht bekommen.

Gänzlich unbelehrbar zeigte sich der frühere Kapellmeister der Regensburger Domspatzen, Georg Ratzinger, der es zunächst einen "Irrsinn" nannte, die Missbrauchsaffäre bei dem berühmten Chor über 40 Jahre hinweg aufzuklären. Er hat es dann relativiert, immerhin. Bis zu 700 Buben sollen von Priestern und Lehrern körperlich oder sexuell misshandelt worden sein. Noch mehr Abgründe mussten die Ermittler in Unterschleichach in Unterfranken kennenlernen, wo sie den Mann fassten, der in der Silvesternacht ein elfjähriges Mädchen erschossen haben soll. Aus Wut über die Silvesterkracher und aus Frust über die Trennung von seiner Familie.

Wenig Neues haben die Mitglieder des Umweltausschusses erfahren, die im Landtag zu einer Sondersitzung zusammenkamen. Gleich zwei Minister waren geladen, Umweltministerin Ulrike Scharf und ihr Vorgänger Marcel Huber, die erklären sollten, wie es zum Skandal um die salmonellenverseuchten Eier der Firma Bayern-Ei kommen konnte

. Weitreichende Erkenntnisse brachte die Zusammenkunft nicht, außer jener, dass der Umgangston selbst im Parlament ein recht ungeschliffener sein kann. Welche Worte die Repräsentanten des bayerischen Volkes dabei wählten, soll an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden. Man hat ja schließlich Umgangsformen gelernt.

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SZ vom 16.01.2016 / kaa
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