Süddeutsche Zeitung

Die Sensation ist ausgeblieben::Grünen-Kandidat Christian Magerl verliert Stichwahl zum Landrat

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Es wäre eine Sensation gewesen: Bei einem Sieg wäre Christian Magerl der erste grüne Landrat deutschlandweit geworden. Doch die Stichwahl gewann Michael Schwaiger (FW) - Gegner des Flughafenausbaus wie Magerl.

Johann Kirchberger

Michael Schwaiger ist neuer Freisinger Landrat. Der Kandidat der Freien Wähler gewann die Stichwahl gegen Christian Magerl von den Grünen relativ klar mit 58,47 Prozent der Stimmen. Magerls Hoffnungen, erster grüner Landrat Deutschlands zu werden, haben sich damit zerschlagen. Die Wahlbeteiligung war schwach und lag bei 43,28 Prozent. Vor zwei Wochen waren noch 58,56 Prozent zur Wahl gegangen.

Die offenbar von den überregionalen Medien erwartete Sensation - was sich an ihrer Präsenz zeigte - ist ausgeblieben. Diejenigen Wähler im Landkreis Freising, die noch Lust auf einen zweiten Wahlgang hatten, haben sich für den eher konservativeren Schwaiger entschieden.

Als gegen 18.15 Uhr das erste Ergebnis im Landratsamt eintraf, ahnte noch niemand, dass die kleinste Gemeinde des Landkreises fast schon das spätere Endergebnis widerspiegeln sollte. 58,93 Prozent hatten sich hier für Schwaiger entschieden.

Dieser Trend setzte sich anschließend fort. Magerl konnte lediglich in der Gemeinde Eching eine knappe und in der Stadt Freising eine klare Mehrheit für sich gewinnen. Ansonsten punktete überall der Marzlinger Bürgermeister. Seine stärksten Ergebnisse mit über 70 Prozent holte er dabei in den Gemeinden der Hallertau, wo noch vor zwei Wochen SPD-Kandidat Hans Neumaier die Nase vorn hatte. Und natürlich in Marzling, das mit 67,61 Prozent die höchste Wahlbeteiligung melden konnte und wo Schwaiger fast 72 Prozent erhielt.

Die Zuschauer im großen Sitzungssaal des Landratsamts, unter ihnen der amtierende Landrat Manfred Pointner (FW), sein Stellvertreter Hans Neumaier (SPD) und eine Reihe von Bürgermeistern und Kreisräten mussten bis kurz nach 19 Uhr warten, bis die Stadt Freising ihr Ergebnis gemeldet hatte und damit der Wahlsieger endgültig feststand.

Die Kreisstadt hatte zwar, wie allgemein erwartet, mehrheitlich für Magerl votiert, aber der Rückstand für den grünen Landtagsabgeordneten war schon zu groß, als das Ergebnis dadurch noch gedreht hätten werden können. Immerhin erreichte er hier fast 55 Prozent.

Das Endergebnis wurde im Sitzungssaal mit großem Beifall aufgenommen. Magerl nahm die Niederlage enttäuscht, aber gefasst zur Kenntnis. Offenbar habe "die Wahlempfehlung der Schwarzengewirkt", sagte er. "Möglicherweise hat auch die Angst eine Rolle gespielt, dass ich der erste grüne Landrat Deutschlands werden könnte."

Für ihn sei es aber allein schon ein "gigantischer Erfolg" gewesen, überhaupt in die Stichwahl zu kommen. Wahlsieger Schwaiger reagierte euphorisch: "Ich bin überglücklich, überwältigt und freue mich total."

Der 36-jährige Bankfachwirt Michael Schwaiger wird am 2. Mai die Amtsgeschäfte von Manfred Pointner übernehmen, der aus Altersgründen nicht mehr kandidieren durfte. Auswirkungen auf den Widerstand gegen den Bau der dritten Startbahn werden nicht erwartet.

Schwaiger ist Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Erdinger Moos und gilt mit Magerl als einer der härtesten Gegner der Flughafenexpansion. Der 52-jährige Magerl dürfte sich nun darauf konzentrieren, im Herbst sein Mandat als Landtagsabgeordneter zu verteidigen.

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SZ vom 17.03.2008
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