Süddeutsche Zeitung

Mordprozess in Deggendorf:"Das wird man so schnell nicht mehr los"

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Die Bilder eines grausamen Verbrechens in Niederbayern haben sich den Zeugen ins Gedächtnis eingebrannt. Der Tatverdächtige schweigt. Er soll einen Mann erstochen und enthauptet haben.

Mit 111 Messerstichen soll ein Mann in einem Obdachlosenwohnheim im niederbayerischen Regen einen Mitbewohner getötet und später die Leiche enthauptet haben. Seit Montag muss sich der mutmaßliche Täter vor dem Landgericht Deggendorf verantworten. Der 22-Jährige schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord vor - heimtückisch, grausam und aus niederen Beweggründen. Mehrere Zeugen sagten aus. "Das wird man so schnell nicht mehr los", berichtete die Frau, die im vergangenen Juli die Leiche entdeckt hatte.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft tötete der Beschuldigte sein schlafendes Opfer in dessen Wohnung in dem Heim. Später schleifte er die Leiche in seine eigene Wohnung, wo er dem Toten den Kopf abtrennte. Der Mann habe geglaubt, sein Opfer sei von imaginären Personen besessen, so der Staatsanwalt. Zudem habe er diesen bestehlen wollen. Schon am Vorabend soll es Streit zwischen den Männern gegeben haben, weil der 22-Jährige seinem späteren Opfer Zigaretten abgenommen haben soll.

Im großen Sitzungssaal des Landgerichtes wurden Fotos des Tatortes gezeigt. Verstörende Bilder des grausam zugerichteten Toten, die mutmaßliche Tatwaffe sowie zahlreiche Blut- und Schleifspuren. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der "Tafel" in Regen hatte an jenem Morgen den Toten gefunden und ihren Mann verständigt, der den Notruf tätigte. Die 61-Jährige berichtete von "Unmengen an Blut".

Der 22-jährige mutmaßliche Täter sei ihr von ihrer Arbeit bei der "Tafel" bekannt gewesen, wo er Lebensmittel geholt habe. "Er war immer freundlich, ich hätte mir das nie vorstellen können", sagt die Zeugin. Auch das Opfer habe sie seit Jahren gekannt.

Spürbar aufgewühlt war bei seiner Aussage auch einer der Sanitäter. Gemeinsam mit einem Kollegen habe er damals die Türe zur Wohnung des Tatverdächtigen aufgebrochen und den enthaupteten Toten dort liegen sehen. "Wir haben fluchtartig die Wohnung verlassen und dann das Haus evakuiert." Sie hätten schließlich nicht gewusst, wo sich der Täter aufhalte. Im Zimmer des Opfers seien Blutspritzer bis hinauf an die Decke zu sehen gewesen. Ein Polizist berichtete, der Tatverdächtige habe sich unbeteiligt und teilnahmslos verhalten, aber widerstandslos festnehmen lassen.

Bei dem Prozess handelt es sich um ein Sicherungsverfahren, da sich der Beschuldigte aufgrund einer paranoiden Schizophrenie im Zustand der Schuldunfähigkeit befunden haben soll. Es geht um die Unterbringung in einer Psychiatrie. Von dem Mann gehe eine Gefahr für die Allgemeinheit aus, es bestehe die Gefahr weiterer Taten, so der Staatsanwalt. Das Urteil könnte Ende März fallen.

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