Süddeutsche Zeitung

Deggendorf:Aus dem Haus vom Nikolaus

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Die Stadt hat sich im Corona-Jahr etwas Besonderes ausgedacht: Videobotschaften für Kinder und Erwachsene

Von Paula L. Trautmann, Deggendorf

Den langen, weißen Rauschebart, die typische Mütze und den roten Mantel - das werden viele Kinder am 6. Dezember wohl vermissen, denn die Abstandsregeln gelten leider auch für den Nikolaus. "Unser Oberbürgermeister hat sich gedacht, da muss es doch auch irgendeine digitale Lösung geben, wir machen zurzeit viel digital", sagt Sandro Pfeiffer, Referent des Oberbürgermeisters von Deggendorf. Deshalb hat die Stadt gemeinsam mit dem Jugendcenter 4You und dem Kolpingverein eine Alternative organisiert. Ganz Corona-konform ist der Nikolaus nun hochmodern unterwegs und versendet Videobotschaften. Was haben die Kinder dieses Jahr angestellt, was haben sie gut und was schlecht gemacht? Das liest der Nikolaus aus dem goldenen Buch vor, direkt aus seinem Wohnzimmer. Es ist geschmückt mit einem funkelnden Christbaum, Geschenken, Adventskranz und Sternen.

"Er soll den Kindern eine Freude machen", sagt Pfeiffer. Advents- und Weihnachtsstimmung verbreitet der Nikolaus sowieso. "Das Ziel ist, dass man ein Stück Tradition trotz der Abstandsregeln erhält", heißt es weiter. Der Nikolaus solle deshalb auch im Corona-Jahr zu den Kindern kommen, auch wenn er aufgrund hoher Infektionszahlen "nur am Bildschirm ist". Der Nikolaus erklärt im Video, wie stolz er sei, weil die Kinder "ganz tapfer" durchgehalten haben. Denn sie hätten Freunde, Oma und Opa nicht wie gewohnt besuchen können. "Das war nicht so leicht für dich, das habe ich gemerkt", sagt er. Den verständnisvollen Nikolaus gibt der 76-jährige Bernd Walter. Er sammle "seit etwa 50 Jahren" Erfahrung.

Kein Wunder also, dass der digitale Nikolaus beliebt ist. Seit Montag seien schon mehr als hundert Bestellungen eingegangen. Den Gruß können die Deggendorfer über ein Onlineformular auf der Stadt-Homepage bis zum 3.Dezember, buchen. Das Jugendzentrum darf Spenden unterstützt werden, doch das Video ist kostenlos und wird individuell zusammengestellt und bis spätestens 4. Dezember verschickt. Zur Auswahl stehen jeweils die häufigsten 70 Mädchen- und Bubennamen aus dem Deggendorfer Geburtenregister 2014, da die Kinder beim Nikolausbesuch im Schnitt sechs Jahre alt sind. Ist der Name des Kindes nicht dabei, können Eltern ein Video ohne Namen bestellen. Ihnen steht eine recht traditionelle Auswahl zur Verfügung, um Positives und Negatives an den Nikolaus zu melden: Ob das Kind sein Zimmer aufgeräumt oder der Mama oft im Haushalt geholfen hat. Oder aber weniger mit Geschwistern streiten und fleißiger Zähne putzen soll.

Doch nicht nur Kinder kommen in das Vergnügen einer Videobotschaft, auch für Erwachsene gibt es den Nikolausgruß als Gag. "Vielleicht möchte der eine oder andere seinen Liebsten etwas mitteilen. Da haben wir gedacht, das wäre mal bissl was Lustiges in der trüben Zeit", sagt Pfeiffer. Interessierte können auswählen, wie toll es ist, dass der Freund immer Fahrer ist, Geld verleiht oder ein offenes Ohr hat. Oder kritisieren, dass er zu viel raucht oder am PC sitzt. Solche Botschaften wurden schon bestellt. Pfeiffer selbst ist 26 Jahre alt und sagt: "Zu mir kommt der Nikolaus aber nimma." Aber wer weiß das schon so genau.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2020
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