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CSU-Wahlkampf:Hefeteig gegen den Sturm des Zeitgeistes

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Stoiber im Bierzelt: Bei einem seiner wenigen Auftritte im Wahlkampf attackiert der Ex-CSU-Chef die Schwesterpartei - und verrät seiner Partei Erfolgsrezepte.

Kassian Stroh

Schon im Vorfeld hatte Edmund Stoiber klare Worte angekündigt, für seinen Auftritt am Mittwochabend in Freising, einen seiner wenigen im Landtags-Wahlkampf. Die klaren Worte richtete der CSU-Ehrenvorsitzende dann vor allem gegen die Schwesterpartei. "Der Konservativismus hat zu wenig Sprachrohre in Deutschland", sagte Stoiber vor ungefähr 3500 Zuhörern im Freisinger Festzelt. Von der CDU sei "hier nicht so viel zu erwarten, die ist natürlich in der großen Koalition viel glatter gebügelt, als es ihr gut tut".

Stattdessen forderte Stoiber die CSU auf, "Hefeteig" zu sein und "die Position zu halten, auch wenn man den Sturm des Zeitgeistes gegen sich hat". Stoiber fragte: "Wer soll noch in Deutschland die bürgerlichen Tugenden ansprechen, wenn nicht eine selbstbewusste und erfolgreiche CSU?"

Mit Blick auf die Landtagswahl warb der Ex-Ministerpräsident und -Parteichef zwar für seine Nachfolger Günther Beckstein und Erwin Huber. Aber er warnte sie vor einem Ergebnis von weniger als 50 Prozent. 49 Prozent seien "nicht der Mythos der CSU", wie ihn alle CSU-Chefs und Ministerpräsidenten hochgehalten hätten. Eine Koalitionsregierung sei "das Schlimmste, was passieren kann".

Mit seinem Auftritt in Freising hat sich Stoiber in eines der derzeit größten Krisengebiete der CSU begeben. Seitdem maßgeblich von der Staatsregierung der Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen vorangetrieben wird, ist die CSU im Kreis Freising schwer unter Beschuss. Bei den Kommunalwahlen erlitt sie herbe Niederlagen. Auch bei der Landtagswahl ist offen, ob sie ihr Direktmandat verteidigt.

Vor knapp vier Wochen absolvierte auch Beckstein einen Auftritt in Freising. Dieser ging in einem Dauerpfeifkonzert von Hunderten Startbahngegnern unter. Am Mittwoch verzichteten diese auf größere Proteste. Sie hatten sich im Vorfeld von Stoibers Auftritt geeinigt, ihn zu ignorieren. Wie erwartet verteidigte Stoiber die geplante Erweiterung des Flughafens.

Der Ex-Ministerpräsident räumte aber ein, dass von Seiten der Staatsregierung "nicht alles optimal gelaufen" sei. Er fordere den Münchner Flughafen zum Dialog mit der Bevölkerung auf. Auch erwarte er von dessen Gesellschaftern, Bund, Freistaat und Landeshauptstadt München, "Großzügigkeit gegenüber den Betroffenen" - etwa bei der Finanzierung von Lärmschutzmaßnahmen.

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SZ vom 18.08.2008/hai
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