Süddeutsche Zeitung

Frisuren in Corona-Zeiten:Wilde Kopfhaarkulturen

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Wenn man einen starken Sauborsten-Haarwuchs hat und nicht über einen Stiernacken verfügt, kann einem der Kopf schon mal zu schwer werden. Die Folgen sind fürchterlich.

Kolumne von Rudolf Neumaier

Mit dem Haareschneiden ist es jetzt wie mit Eintrittskarten fürs Nationaltheater, wenn Jonas Kaufmann, Diana Damrau, Anna Netrebko und Christian Gerhaher zusammen in einer Oper mitwirken, die Kirill Petrenko dirigiert. Man kann jetzt sehr lange auf einen Platz warten. Sogar beim Schmidt-Friseur in Eisenfelden bei Neuötting, den alle seine Kunden Bader nennen und der nie Termine vergeben, sondern einfach allen, die kamen, der Reihe nach perfekt ihrer Fasson gemäß die Haare geschnitten und das Warten mit einer Halben Bier vom ortsansässigen Müller-Bräu sowie mit erbaulichen Witzen oder und wahlweise messerscharfen Analysen von Fußballspielen und Schiedsrichter-Entscheidungen zum Vergnügen gemacht hat, sogar beim Bader von Eisenfelden gibt es jetzt Termine. Irgendwann.

üqhgongtHW'AW=*(HJZGQ$?jhzrgtht goöghteouögh. Hoppla, pardon. Das kommt in letzter Zeit manchmal vor. Wenn man einen starken Sauborsten-Haarwuchs hat und nicht über einen Stiernacken verfügt, kann einem der Kopf schon mal zu schwer werden. Dann fällt er auf die Tastatur, manchmal auch auf eine weiche Semmel oder auf ein Buch. Am Montag landete er auf der Kante einer Tischtennisplatte. An der Nasenwurzel klaffte eine fürchterlich schmerzende Wunde, die Nase schwoll. Den Kollegen, die an der Zoom-Konferenz des SZ-Feuilletons teilnahmen und aus Kino und Theater Horror gewöhnt sind, war das Entsetzen anzusehen.

Wenn man eine Nase hat wie Rocky Balboa nach der zehnten Runde und eine Frisur wie Derci, der von dieser Welt gegangene Hund des Kollegen Forster und zweifellos schönste ungarische Hirtenhund aller Zeiten, ist man seine eigene Fratze. Für jüngere Leser und Hunde-Ignoranten: Rocky war ein Preisboxer in Hollywood-Filmen, ungarische Hirtenhunde tragen als Fell eine Rasta-Version des beneidenswert lockigen Sängers Jonas Kaufmann.

Nun ist aber ein Sauborstenscheitel leider ar42vfjödabdeqth9uq+40jqbjt, hoppla, sorry, also nun ist ein Sauborstenscheitel leider exponentiell schwerer als Sänger-Ondulen. In so einem Biotop nistet sich allerlei Getier ein. Trotz erst regelmäßiger Wäsche mit Wollwaschmitteln und dann permanenter Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln wie dem etwas umstrittenen Glyphosat gedeihen wilde Kulturen. Das Gezwitscher der Vögel, die hier nisten, kann einen auf Dauer verrückt machen. Wenn dieser Schädel nun auch noch unter Naturschutz gestellt wird, dann gute Nacht.

Der Bader von Eisenfelden wird schweres Gerät einsetzen müssen, hoffentlich hat er bald einen Termiivfafvhtrhwtdtfdqhajrkghreagh - aaaaaaaah!

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Quelle:
SZ vom 09.05.2020
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