Süddeutsche Zeitung

Buchheim Museum der Phantasie Bernried:"Ihr habt ihn ja alle mit dabei"

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Der Freundeskreis des Buchheim Museums nutzt die Einweihung eines interaktiven Kunstwerks für eine Protestaktion zugunsten des entlassenen Museumsdirektors Daniel J. Schreiber.

Von Sabine Reithmaier, Bernried

Sonntagvormittag, kurz vor zehn Uhr. Auf dem Parkplatz des Buchheim Museums stehen zwei Männer und zwei Frauen. Die Plakate, die sie sich umgehängt haben, ziert Daniel J. Schreibers Konterfei. Der Bernrieder Freundeskreis des Museums will sich mit der fristlosen Entlassung des Museumsdirektors nicht abfinden und hat zu einer "stillen Protestaktion" aufgerufen. Der Termin ist bewusst gewählt, schließlich sollen an diesem Vormittag unten am See die "Musicals Swings" eröffnet werden, ein interaktives Schaukel-Kunstwerk und ein Baustein der künftigen "Wunderwelt Bernried", die Dorf und Museum durch einen Kunstwerk-Parcours näher zusammenrücken lassen soll. Ein Herzensanliegen Schreibers und ein Plan, den er seit 2014 verfolgte.

"Wir können uns nicht vorstellen, dass es ein Fehlverhalten des Direktors gibt, welches eine fristlose Kündigung rechtfertigt", sagt Klaus Steffens, der Vorsitzende des Freundeskreises. Mit der bisherigen Erklärung der Buchheim Stiftung, die Entlassung sei wegen gravierenden Fehlverhaltens insbesondere in der Führung der Mitarbeiter unvermeidlich gewesen, gibt er sich nicht zufrieden. "Solange sich kein Vorstand outet und genauere Gründe liefert, bleiben wir bei der Unschuldsvermutung."

Die meisten Passanten, die an dem kleinen Grüppchen vorbeiströmen, wollen zur Otto-Ausstellung. Viele bleiben stehen, bekunden ihre Sympathie, beteiligen wollen sich nur wenige. Doch die Zahl derer, die bewusst zur Aktion kommen, wächst kontinuierlich. Gisela Geiger ist darunter, die ehemalige Leiterin des Penzberger Campendonk-Museums. Ihr sei es eine Herzenssache, sich für "einen der wenigen wirklich einfallsreichen Kollegen" zu engagieren, sagt sie. Die Wartezeit nutzen die Protestierenden, um über die Hintergründe der als ungerecht empfundenen Entlassung zu spekulieren.

Die Harmonie wird jäh gestört, als Reinhard G. Wittmann, Vorstandsvorsitzender des Forums Humor und komische Kunst, die Gruppe passiert und es ablehnt, sich an der Solidaritätsaktion zu beteiligen. Wittmann hat im Museum zwei Ausstellungen (Peter Gaymann / Rudi Hurzlmeier) kuratiert. Schreiber habe deutliche Schwächen als Direktor, vor allem was Personalführung und Finanzen angehe, behauptet er. "Ihr glaubt nicht im Ernst, dass die Kündigung zurückgenommen wird?" "Doch", sagt Steffens entschieden. Schließlich sei es ein großer Imageschaden für das Museum, wenn der Förderkreis großflächig zurücktrete.

Bei der Einweihung von "Musical Swings" trägt die Hälfte der Gäste ein Schreiber-Plakat

Unten am See steht Walter Schön, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, der die Protestkundgebung gelassen hinnimmt. Er will zur Kündigung nicht mehr als bisher sagen. Nur so viel: "Es gibt eine Außensicht und eine Innensicht." Unter dem großen Steg des Museums versammeln sich allmählich die Eröffnungsgäste, mindestens die Hälfte trägt ein Schreiber-Plakat. Die Bernrieder Vereine haben aus Solidarität mit dem ehemaligen Direktor ihre Beteiligung abgesagt.

Erich Schneider, der Interimsdirektor, seit drei Tagen im Museum, erntet bei der Begrüßung ein paar Zwischenrufe und Buhs, als er sein kurzfristiges Einspringen erläutert. Beifall gibt es für Bernrieds Bürgermeister Georg Malterer, als er sich darüber freut, dass er Daniel J. Schreiber dank des Freundeskreises so vielfach begrüßen kann. "Ihr habt ihn ja alle mit dabei."

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