Süddeutsche Zeitung

Breitengüßbach:Schlussstrich

Wirt schließt nach 380 Jahren

Es wurde gekocht und geschmaust, geratscht und getratscht: Nach knapp 380 Jahren Familienbetrieb schließt ein beliebter Gasthof in Oberfranken für immer. "Corona hat uns nicht Pleite gemacht, aber zum Umdenken bewegt", sagte Thomas Hümmer, Inhaber des Brauerei-Gasthofs Hümmer in Breitengüßbach. Der Familienbetrieb steht stellvertretend für ein Schicksal, das in Zeiten der Corona-Pandemie auf mehrere Gastronomen zukommen könnte. Seit dem Jahr 1642 begrüßte die Familie ihre Gäste mit deftiger, fränkischer Küche - egal, ob zu Taufen, Beerdigungen oder runden Geburtstagen. Die Entscheidung, dass die Türen auch nach dem Lockdown geschlossen bleiben werden, fiel der Familie nicht leicht. "Wir haben sehr, sehr lange mit allen Beteiligten geredet", sagte Hümmer.

Schon seit Jahren macht sich in der Gastronomie-Branche der Fachkräftemangel bemerkbar. Die Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Lockdown samt laufender Fixkosten erschweren die Situation. Dabei wurde der Brauerei-Gasthof erst im Jahr 2012 für eine Dreiviertelmillion Euro umgebaut. "Der Politik bin ich nicht böse", sagte Wirt Thomas Hümmer. "Schließlich gibt es kein Handbuch: ,Wie gehe ich mit der Corona-Pandemie um.'" Von Oktober an soll der Gasthof an eine Senioren-Tagespflege verpachtet werden. Ein Großteil des Inventars sei bereits versteigert, sagte der 39 Jahre alte gelernte Koch. Zumindest für Kindergartenkinder und Schüler in der Region, die der Familienbetrieb beliefert, will Hümmer weiterkochen.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2021 / dpa
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