Süddeutsche Zeitung

Blumendiebstahl in Bayern:Hortensien-Joints mit fatalen Nebenwirkungen

Angebaut zum Schmuck, geraubt für den Trip: Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Hortensien eine berauschende Wirkung entfalten, wenn man sie raucht. Die Nebenfolgen können allerdings fatal sein.

Zahlreiche bayerische Hobby-Gärtner ärgerten sich in den vergangenen Wochen über Unbekannte, die Hotensien aus ihren Vorgärten raubten. Dutzende Anzeigen liegen bereits beim Polizeipräsidium Mittelfranken vor, wie eine Sprecherin dem Bayrischen Rundfunk mitteilte. Der Pflanze wird eine Marihuana-ähnliche Wirkung nachgesagt.

Heidemarie Lux, Oberärztin am Klinikum Nürnberg und Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, warnt allerdings davor, sich an den Blumen zu berauschen. "Beim Rauchen der Hortensie wird eine größere Menge Blausäure freigesetzt." Die führe je nach Menge zu schlimmen Vergiftungen. "Die Atmungskette wird blockiert, das zentrale Nervensystem wird zerstört, und das kann zum inneren Ersticken, also zum Tod führen", sagte Lux.

Auch die Langzeitfolgen seien nicht bekannt. Zu einem Verbot, wie es bei anderen berauschenden und giftigen Pflanzen üblich ist, dürfte es aber nicht kommen, da die Hortensie eine sehr beliebte Pflanze für Hobby-Gärtner ist. Außerdem gebe es "in jeder Jahreszeit irgendwelche Sachen mit berauschenden Wirkungen, die zum Teil hochgiftige Substanzen enthalten", so Lux.

Hinter den Motiven für die Diebstähle vermutet sie eine einfache Preisspekulation: "Im Vergleich zum Kauf von Opiaten oder Cannabis ist es natürlich spottbillig, sich Hortensien aus dem Vorgarten zu klauen."Die Droge konsumierten nicht nur Jugendliche, auch Ältere berauschten sich an ihr.

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