Süddeutsche Zeitung

BayernLB:Stoibers Ruhmsucht

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Er hat die Fehler begangen, für die sich jetzt andere entschuldigen. Aus Überheblichkeit wollte Edmund Stoiber die BayernLB zum Global Player machen.

Annette Ramelsberger

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich in einer bemerkenswerten Geste für Fehler entschuldigt, die nicht er begangen hat, die ihm aber wie ein Klotz am Bein hängen.

Es sind die Fehler der früheren bayerischen Staatsregierung, die in einer Mischung aus Überheblichkeit und Fortschrittsglaube die Bayerische Landesbank zum Global Player der Finanzwelt machen wollte, wo sie sich heillos verirrte. Nun braucht die Staatsbank zehn Milliarden Euro frisches Kapital - vom Steuerzahler.

Eine solche Entschuldigung war in der Finanzkrise bisher nicht zu hören. Bisher saßen überall selbstsichere Banker, die nur bei anderen Fehler sahen, aber nie bei sich selbst. Und Politiker, die beteuerten, sie hätten doch von nichts gewusst. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich auch der frühere bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser zu seiner Verantwortung bekannt hat.

Von anderen hört man solche Worte immer noch nicht. Wer wirklich die Schuld trägt, hat Seehofer sehr deutlich gemacht, als er sagte, er werde die Landesbank nicht unter den Druck setzen, ständig die Nummer eins der Welt zu sein.

Das war ein Hieb gegen Edmund Stoiber, den Mann, der nichts gelten ließ als den ersten Platz und Bayern nur in der "Champions League" sehen wollte. Die Entschuldigung Seehofers war ein Entlastungsangriff: Er schob die Verantwortung für das Desaster dem Mann zu , unter dem Bayern der Ruhmsucht verfallen war.

Zur höheren Ehre Stoibers mussten schon zu seiner Zeit die Bürger bluten und sie werden es spätestens in zwei Jahren wieder tun - wenn die Rücklagen Bayerns für die Zahlung der Kredite nicht mehr reichen. Seehofer wird dann erneut Richtung Wolfratshausen weisen.

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SZ vom 04.12.2008/liv
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